12 Februar 2009

Wangfujing Street III - Massagen, alte Frauen und kleine Mädchen

Bitte erst Teil II lesen, sonst lest ihr Teil III zuerst...

Die Nachteile des Touristendaseins...
Moment!!! Tourist?!? Da ich einer geregelten Arbeit nachgehe (jetzt schon 3 Tage hintereinander - das ist fast neuer Rekord!), dürfte ich doch gar nicht als Tourist angesprochen und behandelt werden. Leider geht der Mensch immer zuerst nach dem Äußeren, da ist China keine Ausnahme.

Bereits nach wenigen Metern wurde ich von der ersten Dame, die locker meine Mutter hätte sein können (also vom Alter jetzt), angesprochen. Aufgrund ihrer ins Gesicht geschriebenen Weisheit nahm ich auch erstmal nicht an, dass sie ein "leichtes Mädchen" ist. Wie dem auch sei, ich nahm also erstmal die Kopfhörer ab und gleich ging es los...
"Massage, Sir, massage... come on! Massage... Or do you want sexual..." - Und schwupps hatte ich die Kopfhörer wieder auf und wonk dankend ab...

Noch besser war die nächste... Zwar jünger, aber mit Ohrläppchen wie Buddha himself...
"Hey! Massage, Sir? Massage, Sir? *zwinkerzwinker*" Dann holte sie eine Visitenkarte aus ihre Tasche. "Call me whenever you like, I'm the best girl in town!" Soviel Selbstvertrauen muss man erstmal haben in einer 13 Millionen Metropole... Nun ist zwar bekannt, dass Chinesen und Japaner ganz verrückt auf Visitenkarten sind, aber dass das so weit geht, hätte ich ja nun auch nicht wissen können...

Ich ärgere mich ja immer noch, dass ich die Karte nicht genommen habe. Das wär doch mal ne feine Sammlung geworden. Außerdem habe ich mich ja kurz vor der Abreise gegen Hepatitis A und B impfen lassen, also wär mir ja eh nichts passiert... Aber ich wollte ja noch essen und man kann ja nie vorsichtig genug sein...

Und nun noch zu den Bettlern...

Obwohl ich jetzt schon 21 Jahre in Berlin wohne und eigentlich an Bettler gewöhnt sein sollte, so bin ich diesmal schwach geworden... Ein folgenschwerer Fehler...

Nachdem der 30. Bettler meine Jacke betatscht und anschließend die Hände offenhielt (übrigens war das der erste Ort, wo ich überhaupt auf welche gestoßen bin), bog ich in eine größere Seitenstraße, um auch diesen schnellen Schrittes abzuhängen.
Plötzlich stand so eine olle Omi vor mir. Ungefähr 1 Meter groß, goldgelbe Zähne, Lumpen und über und über mit Gesichtsfurchen durchpflügt. Die muss schon an die 200 Jahre alt gewesen sein. Die hat mich genau zur rechten Zeit erwischt, die linke Sau und so nahm ich, ohne darüber nachzudenken meine Geldbörse aus der sexy Gesäßtasche und drückte ihr 10 Yuan in die Hand. Unglaublicherweise sagte sie nicht mal Xiexie (danke), sondern prüfte stattdessen den eben überreichten Geldschein mit fachmännischem Blick auf Echtheit - Sachen gibts!
Doch dann näherte sich erst das eigentliche Problem - eine Mutter mit Kind!!!
Mit ihren Adleraugen hat sie auf 50 m erspäht, welche Szene sich zwischen mir und dem Geldprüfer abspielte. Der in die Luft erhobene Geldschein muss anscheinend so ein Aroma verströmt haben, dass das Tag-Team sofort Witterung aufnahm...
Und dann gings los. Ungefähr 150 m weit - ich mach hier keinen Scheiß oder übertreibe - hefteten sich die beiden an meine Fersen und bedröhnten mich im Chor mit
"Xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie, xiexie..."
Wieso die Bettler hier Danke statt Bitte sagen ist mir auch ein Rätsel...
Das kleine Mädchen, was erst vier oder fünf gewesen sein muss, tat mir schon sehr leid, aber ich wette, dass auch sie eine Geldschein unmittelbar auf Echtheit prüft und bei Falschgeld vermutlich gleich in die Waden beisst...

So menschliches Elend geht mir ja schon immer nahe, aber dank dieser Situation bin ich erstmal wieder von Mitleid geheilt...

Hätte ich den beiden auch noch Geld gegeben, hätte ich bestimmt als nächstes 4 Bettler an den Hacken gehabt und wo das enden kann, kann sich ja bei 13 Millionen Einwohnern jeder selber ausmalen...

Der kurze Teil IV behandelt nun endlich den Punkt Musikwahl...

1 Kommentar:

Alex hat gesagt…

*Grins*....mehr bring ich nich raus :P