28 März 2009

The White Rabbit

Eigentlich war für das Wochenende ja ein Trip zum Tai Shan (泰山) mit Christoph, Matthias und Sarah geplant, wir erinnern uns an die kleine Anspielung. Da wir es aber gestern leider nicht geschafft haben einen Zug oder Bus zum favorisierten Reiseziel zu ergattern, waren wir gezwungen uns den Abend anders zu vertreiben. Nachdem wir so ca. 3 Stunden in der Stadt unterwegs waren und allerhand Bahnhöfe abgeklappert haben, sind wir ja letztendlich (wie immer) im Restaurant gelandet und haben erstmal ein üppiges Abendmahl verspeist. Christoph und ich habe dieses Mal die Bestellung übernommen und ja, es war wirklich alles lecker... So langsam weiß man halt was schmeckt. Insbesondere Chongqing Spicy Chicken (Ganz wenig Hühnchen mit einem Berg Chilischoten) traf natürlich hierbei wieder meinen Geschmack... Ich werde wohl doch noch einen Wochenendtrip noch Chongqing unternehmen müssen.

Aber weiter im Text. Waren dann so gegen 0 Uhr im Praktikantenkonzentrationslager (darf man das so schreiben?!?)... Und natürlich war ich leicht frustriert wegen unserer Erfolglosigkeit. Also was macht man am besten in solch einer Situation?!?

Feiern!!! Aber wohin??? Die letzten paar Clubs konnte man ja getrost als Griff ins Klo bezeichnen... Also habe ich beschlossen endlich mal dem White Rabbit einen Besuch abzustatten. Das ist laut "Insider's Guide to Beijing" DER Elektro-Undergroundladen in Beijing. Nach diesem ganzen HipHop/RnB und was weiß ich für Quark, war ich echt durstig nach Musik mit einer gewissen Dynamik und Energie. Und da es ja hier kein Sage, also Alternative/Hardcore/Metal-Laden gibt, ist das, was dem am nächsten kommt Drum'n'Bass und was weiß ich wie man diese Musikrichtungen nennt.

Leider kann man erst ab 2 Uhr in diesen Club, hab mich also nochmal 2 Stunden schlafen gelegt (unfreiwillig)... Als ich dann aufwachte, hab ich echt gefroren und wollte eigentlich nur noch ne heiße Dusche und weiterschlafen... Aber nee!!!! Es war ja Freitag und ich hatte zudem für mich festgelegt, dass ich nicht an Matthias und Christophs Ersatzfahrt am nächsten Morgen teilnehmen wollte.

Die besten Parties sind ja in der Regel die, auf die man gar keine Lust hat, also rappelte ich mich auf (und das war echt schwer) und machte mich durch die nächtliche Eiseskälte auf zum White Rabbit. Glücklicherweise liegt der Club nur gemächliche 5 min zu Fuß entfernt von meinem Domizil! Super, was?!?

Hab dann 70 RMB (!!!) Eintritt gelöhnt... Ganz schön happig, aber wie sich später mal wieder bewahrheiten sollte, hat Qualität nun mal ihren Preis.

Bin dann also runter in den Kaninchenbau und was soll ich sagen... War halt ein relativ kleiner Betonkeller, im Vergleich zu den HipHop-Protztempeln lächerlich, aber definitiv Underground (im wahrsten Sinne des Wortes).

Doch auf was kommt es bei einem Clubbesuch an?!? Einrichtung? Nettes Personal? Eine üppige Cocktailkarte?!?

Nein!!! In erster Linie auf die Musik und die hatte es hier echt in sich. Natürlich ist das Klientel dann auch ein wenig anders. Keine übermäßig rausgeputzten Damen auf Männerfang und keine besoffenen männlichen deutschen Praktikanten/Studenten!!! Hauptsächlich Franzosen! Mich hat auch gleich ein älterer glatzköpfiger Franzose an der Bar angequatscht, nachdem ich die Blicke auf mich zog mit dem von mir bestellten B-52, der aber auch lichterloh bis unter die Decke in Flammen stand! (übrigens der erste in der Stadt, der wirklich entflammbar war, gelobt sei der Untergrund!!!)

Dazu noch das erste Bier des Abends. Ich fühlte mich gut... "Dü yu drink sis alwayz?" nachdem mir beim Ausblasen meines Shooters ein paar Tropfen des Getränks auf den Tresen gespritzt sind und dieses auch so gleich lokal entflammten! "Yeah, it's called B-52! You should really try one!"

Hab mich dann so ca. eine halbe Stunde mit dem Franzosen über Berlin, Kunst (=D) und Kultur unterhalten. Als ich dann aufgrund seiner feuchten Aussprache ausreichend durchnässt war, beschloß ich langsam den Dancefloor zu erobern. Also schnell noch den älteren Herren am nächsten Gast "abgestreift" und ab auf die Tanzfläche.

Ganz großartige Musik, bisschen langsam zwar, aber dafür Live-DJ mit jede Menge Rhythmusspielereien. Ach so... für die 70 RMB Eintritt hab ich auch gleich noch ne CD erhalten, die den Preis zumindest teilweise rechtfertigt, aber dies nur nebenbei.

Als der erste DJ fertig war, kam der zweite (was auch sonst)... Ähnlich, aber anders... Und immer schön abstrampeln mit Bier Nr. 3, 4 und 5 in der Hand. Es war so inzwischen 4 Uhr morgens. Und dann kam er... Der Abgesandte des Himmels.

DJ Nr. 3... Im anschließenden Gespräch (obligatorisch im alkoholisiert, euphorischen Zustand) erfuhr ich noch, dass er DJ Slide heißt... Whatever.

Und warum war der nun so einzigartig?!? Ganz einfach er eröffnete sein Set mit einem absoluten Klassiker. Ein Song der mich ca. 4 Stunden meines Lebens kostete, um ihn seinerzeit in einer annehmbaren Qualität als Download im Internet zu finden. Ein Song, der seit Monaten auf meinem Em Peh Dry-Player rauf und runter läuft. Ein Song, der so unglaublich gut ist, dass mir dafür nicht mal ein passendes Adjektiv einfällt. Ein Song, der... ach, hört doch einfach selber rein!!!

Ich hätte nie gedacht, dass ich den mal in nem Club höre. Hab das natürlich kräftig ausgekostet und bin nach allen Regeln der Kunst abgegangen als ob es kein Morgen gäbe (gab ja dann letztendlich auch keinen Morgen, da ich erst gegen 14 aufgewacht bin, aber dies nur am Rande). Und das tollste... die nächsten zwei Stunden ging es so weiter. Ein echter Hochgenuß und im Nachhinein bin ja fast schon froh, dass wir keinen Zug zum Tai Shan gekriegt haben.

Vielleicht mal ganz kurz zu den Sanitäranlagen. Gibt leider nur zwei Toilette in dem Club und die sind auch noch Unisex... Nun gut - ein Glück, dass man Mann ist. Hab jetzt übrigens doch die Funktion der Abfalleimer neben dem Klo eindeutig bestätigt bekommen - welch Anblick... Aber egal...

Komplett ausgepowert und glücklich hab ich den Laden dann heut Morgen gegen 7 Uhr bei strahlendem Sonnenschein verlassen. Das ist immer so ein Erlebnis, wenn man aus nem finsteren Keller ins grelle Tageslicht schreitet - Erblindungsgefahr de maximo...

Also White Rabbit - sehr, sehr gut und ich denke, ich habe meinen Stammclub gefunden! Ein stimmungsvolles Etablisment bei dem es nicht ums Abschleppen und Orangefarbene Muskelspielereien geht, sondern nur um zwei Dinge - Musik und Bier!!! Geliebte Heimat!!!

2 Kommentare:

-stef- hat gesagt…

hey, das is doch der opening song von ghost in the shell, oder irr ich mich da (nee, muss er sein). ghost in the shell war übrigens mein erster gekaufter anime. awesome. haha

Bazooka Boy hat gesagt…

Das ist schon mal konkret korrekt und für soviel Fachwissen gibt es ein Bienchen!!!

Ja, Ghost in the Shell ist schon ein großartiger Film, aber der zweite Teil ist sogar noch besser... Finde ich jedenfalls...