16 Februar 2009

天安門廣場 und Umgebung - Alt, Neu, Arm, Reich

Die Sonne knallte zwar nicht direkt, aber dennoch waren angenehme 11 Grad. Ein Grund für mich, meine Frühlingsjacke rauszuholen... und das Mitte Februar - hatte ich vielleicht doch die richtige Entscheidung in Bezug auf die geographische Lage getroffen?!?

Jedenfalls machte ich mich kurz nach 12 Uhr auf den Weg, um die Stadt aufs neue zu erkunden.
Die Verbotene Stadt hatte ich mir schon aus dem Kopf geschlagen, war doch schon viel zu viel Zeit um und ich müsste schon mindestens 1 bis 2 Tage für diese Anlage einplanen.

Warum also nicht zum Tian'anmen Square (Platz des himmlischen Friedens)? Ist ja immerhin nur ein Platz. Da könnte man ja prima einmal rüberschlendern und hat gleich eine große, geschichtlich bedeutende Sightseeing-Trophäe geschoßen.

Gesagt getan... Mit der U-Bahn Linie 10 bis Guomao und dann mit Linie 1 bis Tian'anmen Ost (Wenn schon, denn schon).
Und wer begrüßte mich gleich beim Verlassen des U-Bahnhofs???



Der gute Mao und einer seiner Löwen (ich sag jetzt mal, dass das ein Löwe ist, obwohl die eigentlich ja so aussehen).

Ist schon eine gewaltige Touristenfalle... Im Sommer muss hier die Hölle los sein. Dafür ist es immer nett bewacht.



Lustigerweise entwickle ich immer den Ehrgeiz so lange zu warten und genau das schmale Zeitfenster abzupassen, in dem mal keine Menschen im Bild sind. Ein tolles Hobby und belohnt wird man durch Schnappschüße wie diesen hier:



Überraschenderweise überraschte mich eine Überraschung, als ich feststellte, dass es hinter dem Tian'anmen nicht nur zur Verbotenen Stadt geht, sondern noch zwei weitere Eingänge existieren, die halt woanders hinführen, verdammt nochmal...

Links der Zhongshan Park, rechts der Pekinger Kulturpalast der arbeitenden Leute (aber mal ganz frei bzw. wortwörtlich aus dem Reiseführer übersetzt...). Ich warf keine Münze sondern entschied mich umgehend für den Zhongshan Park. Keine Ahnung warum... mir war einfach so...

Klasse Sache so ein chinesischer Garten...





Sehr schöne Anlage mit viel Grün - und das im Winter!!! Unglaublich...

Mit am besten haben mir die absurden Fische gefallen. Ich persönlich mag ja keine überzuchteten Tiere, aber diese Goldfische haben ja echt den Vogel abgeschoßen. Soviel Gedöns und Gewabbel hab ich auch noch an keinem Fischkopf gesehen.
Aber besonders glücklich schienen sie auch nicht über ihren Zustand zu sein.



Fast zwei Stunden bin ich in diesem, wegen seiner geringen Größe nichtmal auf der Karte eingezeichnetem Park rumgestapft...



Und am Ende konnte ich sogar noch einen Blick auf die, die Verbotene Stadt begrenzende Mauer werfen. Sehr gut und im nach hinein bin ich froh darüber, so meinen ersten Kontakt mit diesem Ort gemacht zu haben. Ich freue mich schon sehr darauf die Verbotene Stadt demnächst ausgiebig zu erkunden.



Was ist eigentlich der Ursprung des Zhongshan Parks?!? Dazu muss man wissen, wer Sun Yat-Sen war und was er heute noch für China bedeutet.

Nach diesem mehr als beeindruckenden Ort machte ich mich ein paar hundert Meter richtung Süden. Ein weiterer bedeutender Ort, für den ich nicht erst recherchieren musste. Dieser Ort war mir schon seit Jahren ein Begriff und ist sozusagen nicht nur ein Wahrzeichen Beijings, sondern ein zentraler Ort China's moderneren Geschichte.

Der Platz des himmlischen Friedens.



Selbstverständlich gab es verschärfte Sicherheitskontrollen schon bei Betreten des Platzes. Bereitwillig stellte ich mich vor die Beamte mit ihrem Metalldetektor. Jedoch wurde ich unmittelbar durchgewunken. Ich scheine also noch aufzufallen...

Jedenfalls ist es nur verständlich bei einem Ort mit soviel Monumenten gewisse Sicherheitsvorkehrungen zu treffen...



Man kann, glaub ich als komplett entpatriotisierter Deutscher nur erahnen, was derartige Steinschnitzereien in vielen Chinesen für Gefühle hervorrufen. Sind doch die Geschehnisse noch nicht in all zu ferner Vergangenheit.



Jessica muss ihre wahre Freude daran haben, denn das ganze Gelände ist eine einzige Sinfonie der Symmetrie. Und in dieser Größenordnung ist das mehr als beeindruckend. Es wird behauptet, dass ca. 1.000.000 Leute auf dem Platz Platz (Platz) hätten. Möglich... aber hier wird ja auch gern mal übertrieben. Hier übrigens das Mao-Mausoleum, welches leider nur 3 Stunden täglich geöffnet hat. Aber da dort das Fotografieren verboten ist, könnte ich ja auch einfach behaupten, ich wäre drin gewesen... naja, vielleicht später mal.



Wahrlich pompös alles...

Doch nun hatte ich Hunger und zu meiner Überraschung konnte ich ein Lokal erspähen auf dem ラーメン stand... Aber Moment mal, ich konnte es ja lesen... Das konnte nur eins bedeuten: "Ein Japaner!" Auf eine japanische Nudelsuppe hatte ich jetzt mehr als Appetit... Leider hatte es sich im Laufe des Tages so abgekühlt, dass meine Finger fast schon gefroren waren und ich meine liebe Not damit hatte mit Stäbchen zu essen. Wie der erste Mensch muss ich ausgesehen haben, aber so ausgehungert wie ich war, war mir das auch egal. Außerdem würde ich ja eh niemanden hier so schnell wiedersehen.

Cèsuo zài nar? - Und ab gings weiter...

Mein nächster Programmpunkt war das neue Operngebäude von Beijing - war es doch ganz in der Nähe. Jedoch beschloß ich nicht an der Hauptstraße lang zu wandern. Stattdessen entdeckte ich folgende interessante Gasse.



Jetzt voll rein ins Getümmel und vielleicht noch was nettes für nen schmalen Taler abstauben...
Dachte ich mir so, doch nach wenigen hundert Meter wandelte sich das Bild immer mehr. Zuerst ja noch.



Und schließlich..



Als ich dann in eine Haustür hereinschmuhlte und mir der Gegensatz zur den eben besuchten Orten vor Augen geführt wurde, war ich mir nicht mehr sicher, ob ich mich noch in derselben Stadt befand. Wie gesagt, alle Orte, die ich an diesem Tag besuchte befanden sich in einem Umkreis von wenigen hundert Metern.



Hab ich euch eigentlich schon gesagt, dass wirklich alle Leute, also auch die Frauen hier ja kein Taschentuch benutzen, sondern stattdessen mit einem mehr als unappetitlichen Geräusch den gesamten Rotz aus den Nebenhöhlen saugen, nur um ihn dann mit Schmackes auf die Straße zu aulen?!? Am Anfang abstoßend, momentan lache ich drüber... demnächst werde ich dann aggressiv... und abschließend gewöhne ich mir es selber an... Habituation!

Fiel mir nur mal grad so ein.

Aber zurück zu den Nebenstraßen Beijing. Soviel Charme auch die glänzenden Neonlichter der nächtlichen Straßen versprühen, diese kleinen Gassen trüben das Bild ein wenig, machen jedoch andereseits das Bild einer futuristischen Metropole mit einer Gesellschaft kurz vor dem Abgrund perfekt.

Übrigens habe ich doch neben den 2.000 Tabakläden und Imbissen (soviel Hunger könnte ich gar nicht habe, dass ich da was essen würde... Aber ist dafür auch unschlagbar billig) doch tatsächlich einen Laden entdeckt, der Vans (also die Schuhe) verkauft... Aber das musste ja nun auch nicht sein...

Kaum hatte ich mich an dieses Bild gewöhnt, trat folgendes in Erscheinung.



Wie ein gewaltiges Ufo lag es am Ende dieser versifften Straße.

Absurditico in extremis!!!

Das "National Centre for the Performing Arts" erstrahlte in all seiner Pracht und die Keim-Gasse war wie mit einem Schlag vergessen...



Zum Glück durfte man gucken und Fotos machen, denn ansonsten ist da nicht viel erlaubt...



Ein Tag der absoluten Gegensätze... Je später es wurde desto besser sah die Gegend aus... Übrigens hatte sich hier auch das Klientel komplett gewandelt... Wer hätte es gedacht...



Also viel Strom verbrauchen die Chinesen (oder vielmehr die Stadt Beijing) ja schon.



Das NCPA sah übrigens von Minute zu Minute besser aus und wär mir nicht so kalt gewesen, wäre ich noch viel länger geblieben. Aber ich hab mir geschworen hier das ein oder andere Konzert zu besuchen. Traditionelle chinesische Orchester für ca. 10 EUR - das ist doch geschenkt und dann noch in so einer Kulisse...



Dieser Tag war wirklich mehr als interessant und hat mir vor Augen geführt, dass sechs Monate unmöglich ausreichen, um die Stadt auch nur im Ansatz zu erfassen. Jedoch denke ich auch, dass ich mir in einer freien Minute mal die Zeit nehmen sollte meine Heimatstadt komplett zu Fuß zu erkunden, vielleicht bin ich dann ähnlich erstaunt...

Hier nochmal zum Abschluß ein Blick die Straße runter zum Tian'anmen Tor. Eigentlich wollte ich noch vom restlichen Freitag berichten, aber das muss ich aufs nächste Mal verschieben.

Keine Kommentare: