17 Juni 2009

Shenyang Metal Scene

Ein kurzer Post ohne jeglichen weiteren Kommentar.

Manchmal hat man halt nen Geistesblitz!!!

Viel Spaß und bis demnächst!!!

12 Juni 2009

Der Hinflug

Na das war ja ein Spaß.

Ich habe mein Apartment in Beijing bei schönstem Wetter gegen 10 Uhr verlassen. Voller Zuversicht machte ich mich auf den Weg ins nordöstliche Shenyang. Da mein Flieger 11.40 Uhr starten sollte, war noch mehr als genug Zeit, dachte ich...

Jedenfalls passieren ja gerade wenn man in Eile ist immer die ungünstigsten Zufälle und so hing ich nun im wahrscheinlich langsamsten Taxis Beijings fest mit einem beinahe schon mumifizierten Fahrer, der im stärksten Berufsverkehr so wenig Elan zeigte, das wir permanent die letzten in der langen Autokolonne waren. Eine echte Glanzleistung, die ich nur durch unablässiges auf-die-Uhr-gucken zu kommentieren vermochte.

Jedenfalls kam ich ja dann doch noch auf dem Beijing Capital Airport an. 40 Minuten vor Abflug... Ich wusste schon, dass das knapp wird. Bin dann in aller Eile zu meinem Check-in Schalter gespurtet, wo ich erstmal vom netten Air China Servicepersonal darauf aufmerksam gemacht wurde, dass ich die Self-Check-in Automaten zu benutzen habe. Und wie das Schicksal es so will funktionieren die bis maximal 40 Minuten vor Abflug. Schicksal, wie gesagt, denn ich war exakt 38 Minuten vor Abflug da und es gab für mich leider keine Möglichkeit zum Check-in mehr. Das Personal machte mich darauf aufmerksam doch dann den nächsten Flieger um 13.25 Uhr zu nehmen. ARGH!!!

Aber was will man machen. Ich hatte ja eh noch nichts gegessen und so nutzte ich die "gewonnene" Zeit zur Nahrungsmittelaufnahme. Passt schon!!!

Aber überspringen wir die nächsten 2 Stunden meines Lebens.

Gegen 13 Uhr sass ich dann letztendlich in meinem Flugzeug nach Shenyang. Es war windig in Beijing, das ist mir ja schon aufgefallen, aber muss das denn Grund genug sein ca. 30 Minuten am Ende der Rollbahn zu stehen und zu warten. Anscheinend ja... Glücklicherweise ging es ja dann doch noch los und wir erhoben uns in die Lüfte.

Das war vielleicht ne Wackelpartie. In etwa vergleichbar mit einer Achterbahnfahrt. Nach etlichen Kilometern Dauergeschaukel dann auch endlich die Durchsage. "Werte Passagiere, wir erleben einige Turbulenzen. Bitte bleiben sie angeschnallt." Ach!!! Sag bloss... Turbulenzen, ja?!?

Aber okay... was mir mehr Sorgen bereitet war das Triebwerk zu meiner Linken, das die ganze Zeit dieses seltsam surrende Geräusch produzierte. Ich musste unweigerlich an den Air France Flug denken. Aber wenn es zu Ende ist, ist es halt zu Ende und so ertrug ich mein unausweichliches Ende wie ein Mann und drehte einfach mein MP3-Wiedergabegerät ein wenig lauter. Problem gelöst!!!

Wir waren nun fast 45 Minuten unterwegs (Shenyang liegt ca. 1.10 h entfernt) und ich war kurz vorm Wegdösen, als mich die folgende Ansage wie ein Schlag traf.

"Werte Passagiere, wegen schlechtem Wetter in Shenyang drehen wir um und werden in ca. 45 Minuten wieder in Beijing landen."

Na klasse!!! Da hatte ich nun nicht nur meinen Flieger verpasst, nein stattdessen sass ich auch noch in einem Flugzeug, welches gar kein richtiges Ziel hatte, sondern nur einen kleine Rundflug übers nordöstliche China unternahm.

Als wir in Beijing landeten schloss ich mich erstmal mit einem italienischen Fluggast kurz, der, weil er kein Englisch oder Chinesisch verstand, überhaupt nicht wusste, was nun eigentlich geschehen war.

Raus aus dem Flugzeug, ab in den Bus und wieder zurück in die Wartehalle. Und ich verstand nun sehr genau, warum die Wartehalle eigentlich Wartehalle heisst. Vier Stunden meines Lebens sollte ich hier nun vergeuden. Top!!!

Zum Glück hab ich mich ja mit dem Italiener kurzgeschlossen und so war die Wartezeit nicht ganz so trocken. Eine echte Zweckgemeinschaft im klassischen Sinne. Er brauchte einen Übersetzer und ich ein wenig Unterhaltung. Und was er zu erzählen hatte war auch mehr als interessant. Er war ja schon Anfang 50 und verbrachte mehr als 25 Jahre seines Lebens als Weltenbummler. Ein echter Aussendienstmitarbeiter, der von einem Ort zum anderen jagt und nur für 2 Monate im Jahr zuhause ist.

Auf die Frage wo er denn schon überall war, nur ein kurzes "überall"... auf weitere Nachfrage dann die Ergänzung "Japan, USA, Kanada, Mexiko, Brasilien, Argentinien, ganz Europa, Indien, Australien, China uswusf..." Wow!!!

Und dann seine Feststellung "aber von allen Orten wo ich bisher war, ist Australien am schönsten. Wenn ich jünger wäre würde ich dorthin auswandern." Anschließend ca. 30 Minuten Geschwärme über Australiens Vorzüge. Und ich muss gestehen, dass das wirklich Lust auf mehr gemacht hat. Nun gut... Man wird sehen.

Ja, jedenfalls ging ja dann mein Flieger doch noch los und nach eine relativ kurzen Flugzeit kam ich in Shenyang bei, nach meiner Definition, schönstem Wetter an. Nun gut.

Letztendlich war ich mehr als 10 Stunden unterwegs. Ein echter Witz... In der Zeit hätte ich es fast zurück nach Deutschland geschafft. Noch lustiger wurde es, als ich mich mit einer chinesischen Kollegin unterhalten habe, die den Zug genommen hat und nur 3 1/2 Stunden unterwegs war. =D

Ein perfekter Start in eine aufregende Woche!!!

11 Juni 2009

Kapitel XVIII - Abenteuer Shenyang 1

Jetzt ist es endlich soweit...

Die monatelangen Vorbereitungen für die Station Shenyang der Veranstaltungsreihe "Deutschland und China - Gemeinsam in Bewegung" tragen endlich Früchte.

9 Tage Messe (auch wenn die Veranstalter permanent darauf pochen dies nicht Messe zu nennen... da ich aber keinen konstruktiven Gegenvorschlag gehört habe, bleibe ich einfach dabei!!!), das heisst beim Pavillon rumhängen, Touren organisieren, Leute briefen etc. Ein echter Spaß und mal wieder das Gefühl von richtiger Arbeit.

Ein tägliches Popfestival mit deutschen Bands sowie Ministerbesuche stehen ebenfalls an. Man merkt schon. Es ist viel zu tun und es gibt noch mehr zu erleben. Ich versuche hier auf dem aktuellsten Stand zu bleiben. Man wird sehen, ob es gelingt.

05 Juni 2009

Nackt unter Fischen

Die Geschichten werden zusehens fremdartiger. Das merke ich irgendwie auch. Der Mensch ist ein Produkt seiner Umwelt und vergleichbar mit einem Gemälde deren Farben und Pinsel die Menschen und Kulturen sind mit denen er/es sich umgibt. Blablabla...

"Hot Spring Business Club", meine Damen und Herren. Da ist man noch Mann. Aufgrund eines Tipps bin ich der Verlockung gefolgt und habe diesen Wellnesstempel betreten. Gar nicht mal weit weg von meinem Apartment und hat auch einiges zu bieten.

Therme, Saunalandschaft, Buffet (morgens, mittags, abends, nachts), Ruhesaal, Massage, Peeling und... aber das kommt erst später. 18 Stunden Aufenthalt für schmale 158 RMB (17 EUR). Massage kostet natürlich extra...

Aber erstmal rein in die Herrenabteilung und aus den Schuhen geschlüpft. Ach so... hier wird übrigens noch streng nach Geschlechtern getrennt. Hat Vorteile, aber auch Nachteile. Eigentlich aber mehr Vorteile... denn hier kennt keiner Scham. In Windeseile raus aus den Klamotten und in aller Herrlichkeit präsentiert. Und was soll ich sagen... schon sehr, sehr wenige nicht-Chinesen. In China wird der Rasierapperat übrigens nur, also ausschliesslich fürs Gesicht benutzt. Ich erlaube mir hier also offiziell die in keinster Weise rassistisch konotierte Bezeichnung "Buschmänner". =D In diesen Momenten ist man dann froh, dass man nicht ebenfalls den Respekt vorm anderen Geschlecht verliert. Mit den steigenden Temperaturen und der daraus resultierenden Sommerkleidung offenbahrt sich zudem auch außerhalb öffentlicher Schwimmbäder mehr und mehr, dass ein gewisser Fetischismus gegenüber wallendem Haar und natürlicher Unbelassenheit an den Tag gelegt wird.

Aber erstmal nackig ins 40 Grad warme Becken gestiegen und mir den Dampf um die Ohren dampfen lassen. Genau das richtige nach einem harten Arbeitstag. Wenn man dann so von nackten chinesischen Geschäftsleuten umringt ist, die lustig Zigarette vor sich hin qualmen und in fremden Zungen vor sich hin brabbeln, da kommt man sich schon wie in so nem billigen Asienmafia B-Actionmovie wo jeden Moment Steven Seagal oder Michael Dudikoff mit Handtuch um die Hüfte die Leute vermöbeln, weil irgendein indianischer Stamm durch die rigorose Zerstörung seines Reservats durch eben diese mafiösen Geschäfte der gewissenlosen Asiaten gezwungen ist zweilagiges statt dreilagiges Toilettenpapier zu benutzen und obendrein der Bruder von Steven oder Michael von dem Boss der Asienmafia vor zwei Jahren beim Eisenfaust-Kampfsportturnier mit seinen eigenen Schuhen zu Tode geprügelt wurde und Steven oder Michael zu dieser Zeit in einem geheimen Einsatz des US Spezialstreitkräfte im nahen Osten Terroristen in Erdlöchern eliminiert, dafür das Purple-Heart erhalten hat und somit nicht in der Lage war eben diesen Tod zu verhindern bzw. der Beerdigung beizuwohnen. Soviel persönlicher Schmerz erfordert Rache durch die Handkante...

Aber zurück in die Realität...

Nachdem ich die einzelnen Becken ausgiebig durchprobiert habe und mich auch kurz in der Sauna vergnügt habe - ich schwitze ja immer unglaublich schnell bei diesen Extremtemperaturen, aber bei dem kräftigen Samoaner, der sich mit mir die Riesensauna teilte floss nicht ein Tropfen... bemerkenswert! - hat ein ganz spezielles Becken meine Aufmerksamkeit geweckt!

Und sowas hab ich auch noch in keiner deutschen Therme gesehen...

In einem runden Wasserbecken (Durchmesser ca. 2,50 m) tummelten sich neben drei Herren ca. 500 Fische. Die zwei bis drei Zentimeter großen Helferlein umschwärmten munter die Herren und nagten sich an deren Epidermis.

Keine Frage... DAS musste ich ausprobieren. Es gab zwar auch extra Protektionsschlüpfer, aber was ein richtiger Mann ist, der lässt den Fisch sich dort laber, wo der Fisch das nunmal mag.

Und kaum hatte ich den ersten Zeh im Wasser, da kamen sie herbeigeschossen. Ich stieg mutig ganzkörperig herein und ließ die Tierchen gewähren. Einmaliges Gefühl, dessen ich nicht angemessen in der Lage bin zu beschreiben. Man kann sich vielleicht einfach vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn man von mehreren hundert winzigen Fischmäulern gleichzeitig angeknabbert wird. So muss sich ein Hähnchenschenkel in frisch eingeschenkter Cola fühlen.

Kitzlig darf man hierbei natürlich nicht sein. Als sich nach und nach die anderen Herren aus dem Becken entfernten, nahm auch der Fischanteil auf meiner Körperoberfläche dramatisch zu. Ich fühlte mich zeitweise als ob ich einen 15-stöckigen Bienenbart tragen würde. Einmalig...

Ach so der Service war leider nicht umsonst... 48 RMB musste ich nochmal draufzahlen und natürlich sagen die einem das erst, wenn man schon verspeist wird, denn dann ist es einfach zu spät um nein zu sagen.

Hab mich also ca. 40 Minuten von aller überschüssigen Haut und was die noch so vertilgen, befreien lassen. Ein echter Spaß...
Und ja... die Fische waren wirklich überall...

Irgendwie pervers, wenn ich das jetzt so reflektiere, aber "When in Rome..."...

Es bleibt natürlich auch zu erwähnen, dass sich ab und zu auch durchaus größere Gesellen unter den Fischen befanden. Das zwickt dann schon und man muss aufpassen, wo die gerade dran herumnagen...

Alles in allem eine echt interessante Erfahrung, die ich leider wieder nicht mit Fotomaterial hinterlegen kann... Hätte aber auch blöd ausgesehen, wenn ich zwischen all den nackten Chinesen mit Fotoapperat herumlaufe und lustig vor mich hinknipse...

Sowas kann ja unter Umstände ganz böse ausgehen...

Also mein Rat an jeden: keine Scheu und legt euch einfach mal nackt ins Fischbecken. Oder einfach mal ein paar Tüten Guppies kaufen und die daheim in der Badewanne schwimmen lassen. A Mordsgaudi!

Einmal Kommissar Rex bitte!

Na das hat ja nur gut 16 (sechzehn) Wochen gedauert.

Des Menschen ältestes Vorurteil wollte ich hier auf die Probe stellen, die kulturellen Unterschiede in all ihrer Prächtigkeit zelebrieren, doch leicht war es nicht.

没有,没有... soweit das Auge reicht...

Ich habe es schon mal zitiert und scheue auch nicht davor hier nochmal einen Filmtitel zu erwähnen, der mir mit Sicherheit bei meiner Wiederkehr (wenn das Flugzeug nicht auf dem Rückweg in zehntausend Meter Höhe explodiert und sich kilometerweit über der Wüste Gobi verteilt...) desöfteren um die Ohren fliegen wird.

In China essen sie Hunde!

Ja!!! Das tun sie... und ich habe es auch getan...
Wie der Kannibale von Rothenburg fühle ich mich nun nachdem er das Glied eines anderen lecker in der Pfanne zubereitet und mit ordentlich Senf (nehm ich an) genüsslich verputzt hat.
Ich gestehe...

Und tatsächlich ist es mir nicht gelungen bei einem hiesigen Chinesen in den Genuß dieser speziellen "Delikatesse" zu kommen. Da musste doch ein Koreaner her. Koreanisch ist auch so ne Sache... Ich bin ja generell nicht so mäkelig wenn es ums Essen geht... - hab ich eigentlich erwähnt, dass ich vor einigen Wochen beim Barbeque knusprig angebratene Seidenspinnerkokons verputzt habe?!? Waren echt lecker. Nun ja, aber bei eiskalten Schleimnudeln in Koriandersauce, da hört bei mir der Spaß auf. Aber wie gesagt stand ja auch Hund auf der Speisekarte.

Das Etablisment in dem diese Speise zu genießen war, war übrigens nicht wirklich das, was man unter einem Restaurant westlichen Standards bezeichnet. War halt eher wie so ein Privathaushalt. Überall kleine Zimmer, in denen dann zu allem Überfluß auch noch Wäsche zum Trocknen hing. Komisch, komisch.

Also flux (1.21 Gigawatt?!? 1.21 GIGAWATT?!?) an den knöchelhohen Tisch geflehtzt und die Bestellung aufgegeben.

Nach kürzester Zeit traf dann auch das Mahl mit unverkennbarem Duft ein. Roch schon ein wenig streng... So ein klein wenig wie nasser Hund halt. Ich war mir sicher - hier wird man nicht übers Ohr gehauen. Wo Hund draufsteht, da ist auch Köter drin.
Das Fleisch war ungewöhnlich dunkel, hatte also fast schon Wildcharakter. Aber wesentlich faseriger als alles, was ich bisher so gesehen und verdrückt habe.

Dann war es soweit... der erste Bissen (es war natürlich wieder Chinatypisch in mundgerechte Häppchen zerstückelt) hat am meisten Überwindung gekostet. Wenn ich immer so vorher von einem Hundegericht fantasiert habe, dann schwebte mir immer ein prächtiger deutscher Schäferhund vor Augen. Oder Dalmatiner oder sonst was edles. Das Stückchen was sich aber nun zwischen meinen beiden Essstäbchen befand, erinnerte mich nur an eines - eine dreckige, verlumpte Promenadenmischung, die hier desöfteren als Hund bezeichnet wird. Mir wurde ganz flau...

Aber bezahlt ist bezahlt und immer hin hat das Tier ja ein wesentlich höheres Opfer gebracht als ich... Also Augen zu und durch.

Konsistenz okay, könnte ein wenig zarter sein. Geschmacklich so ein wenig im Kaninchenbereich anzusiedeln allerdings mit durchdringenderem Nachgeschmack - Gosse, vermute ich.

Hab so ca. die Hälfte des Teller geschafft, dann setzte bei mir ein Sättigungsgefühl ein, welches das Hungergefühl, das nie so wirklich da war nachdem ich den Teller erspäht habe, restlos verdrängte.

Ja, ich habe Hund gegessen. Das kann ich nun behaupten. Ob das etwas ist womit man wissentlich angeben sollte sei dahingestellt. Zumindest bin ich nun einer der Menschen die Straßenköter mit Absicht bestellt und unter voller Kenntnis verspeist haben.

Einen Tag später dann übrigens... aber das hebe ich mir vielleicht für eine nette Herrenrunde über ein, zwei Bier auf!!! =D

Was noch zu erwähnen wäre: man hatte ja auch die Möglichkeit Hundefleisch mit Haut und Knochen zu bestellen, aber das ging mir dann doch ein wenig zu weit (vorerst).

Jetzt bin ich kulinarisch schon ganz schön weit gereist. Mal sehen wo mich mein Magen noch hinverschlägt. Vielleicht nach Japan. Ich wollte ja immer schon mal Delfinflosse oder Blauwalsteak naschen.

Kapitel XVII - Der Verdruß nagt unablässig

Bockig, ja, bockig bin ich...

Wenn ich hier keine richtigen Bilder und Videos posten kann, wo ist denn dann der Sinn?!?
Es schleift und schleift und keine Besserung bezüglich der Internetaccessability in Sicht. Narf, Alter...

Besonders weil ich ja ab nächste Woche für elf spektakuläre Tage im aufstrebenden Shenyang verweile. Auch hier sind ja wieder jede Menge Fotos vorprogrammiert...

Aber so wie es momentan aussieht, wird das alles warten müssen bis ich wieder in motherfuckin' Berlin bin. *schnüff*

Kein Grund den Teufel an die Wand zu malen, das Kind mit dem Bade auszuschütten, die Perlen vor die Säue zu werfen... Es wird noch einige textbasierte Updates geben... So wie das nächste zum Beispiel...

22 Mai 2009

Kapitel XV - Gestörtes Raum-Zeit-Kontinuum

Durch die chinesische Firewall musste ich mich graben... Wochen hat es gedauert, doch momentan sieht es so aus als ob ich wieder in der Lage wäre zumindest einfache Posts zu gestalten.

Doch erstmal ein kleines Update, was ich euch ja nach fünf Wochen durchaus schuldig bin.

Ich lebe noch und auch die Schweinegrippe hat mich noch nicht dahingerafft. Habe viele interessante und einzigartige Orte besucht, unglaublichen Streß auf Arbeit gehabt und auch Besuch aus Deutschland empfangen! Hier ist halt noch was in Bewegung.

Mein Plan für den Blog, der ja wie YouTube oder die ganzen "anderen" Seiten immer noch nicht offiziell oder legal zugänglich sind, sieht wie folgt aus. Da ich leider momentan noch nicht die Moeglichkeit habe Bilder oder Videos hochzuladen, spare ich mir erstmal exzessive Reiseberichte, denn die haben es in sich und MÜSSEN mit entsprechendem Anschauungsmaterial unterstützt werden. Des weiteren werde ich mich trotz der eingelegten Zwangspause nicht davon abhalten lassen zumindest einen gewisse chronologische Reihenfolge einzuhalten, d.h. die Updates werden mosaikartig in die vorhandenen Lücken eingefügt und auch die Kapiteleinträge werde ich nachträglich den entsprechenden Wochen zuordnen. Geht dann zwar drunter und drüber, macht aber als Gesamtwerk und in globaler Perspektive einfach mehr Sinn!

Hier mal eine kleine Auflistung der Orte, die ich besucht habe und zu denen es demnächst intensive Berichterstattung gibt:

- Shanghai
- Beijing Zoo/Aquarium
- Himmelstempel
- Große (lange) Mauer
- Hangzhou
- Huangshan
- Happy Valley

Dazu noch unzählige Fäkal- und Speichelreportagen...

Eins ist schon mal klar... es gibt viel zu schreiben und tausende Fotos und Videos zu bearbeiten. Ich werde inzwischen daran tüfteln auch Uploads durchführen zu können.

Also vielen Dank für das sporadische nach-Updates-checken und ich verspeche: Ab jetzt geht es wieder voran!!!

Mit besten Grüßen aus der Zone

Remo

04 Mai 2009

Kapitel XIII - Halbzeit

Dreizehn Wochen... Mein lieber Scholli!

Wer hätte gedacht, dass die Zeit so schnell davonrast?

Zum Glück kann ich nur sagen, dass ich inzwischen soviel vom Land gesehen habe, dass mich kein schlechtes Gewissen mehr plagt die Zeit hier nicht intensiv zu nutzen.

Der Trip zur Großen Mauer hat ja mal wieder gezeigt, dass das Land kulturhistorisch schon so einiges zu bieten hat. Umso interessanter wird es dann diesen Freitag, wenn ich meinen lange geplanten Trip zum Huangshan (黄山) unternehmen. Landschaftlich sicherlich ein absolutes Highlight, welches von Chinesen als schönstes Gebirge Asiens von den restlichen Asiaten als schönstes Gebirge Chinas bezeichnet wird. =D

Man darf gespannt sein auf umfangreiches Bildmaterial... Ich freue mich schon, auch wenn mein (erneuter) Kurzurlaub einmal wieder bedeutet, dass mir die Entspannung zum Wochenende durch die Lappen geht. Sei's drum... Man ist ja nur einmal jung und muss sowas auch mal verkraften können. Kann mich ja in der anschließenden Arbeitswoche ausschlafen!

Übrigens jetzt wird mir erst bewusst, dass ich ja zum "Bergfest" am Wochenende tatsächlich auf einem Berg rumkrauchen werde... Welch unglaublicher Zufall!!!

15 April 2009

Kapitel X - Der Blog frisst mich auf

AAAAAAaaaaaarrrrggggghhhh...

Soviel erlebt und kaum Zeit es alles aufzuschreiben, deswegen wird jetzt beim Kapiteleintrag ordentlich reduziert.

Ich bin ja immerhin schon glücklich, dass ich den Ausflug in die Shanxi Provinz in angemessener Form wiedergeben konnte, hatte ich doch letztes Wochenende keine Zeit dafür. Und schon steht der nächste Reisebericht an.

Ich war nämlich letztes Wochenende in Shanghai und auch das will ja kommuniziert werden. Allerdings weiß ich noch nicht wann, da ich erstmal ein bisschen Pause vom vielen Schreiben brauche.

Und dann das nächste... Familienbesuch aus Deutschland an diesem Samstag, ein Ereignis, welchem ich durchaus mit Freude entgegenblicke und da auch hier Unternehmungen und Abendprogramm im großen Stil geplant sind, fürchte ich, dass ich mehr und mehr in Verzug mit der Aktualität des Blogs gerate... Da beißt die Maus keinen Faden ab!!!

Ein echtes Glück, dass Shanghai so eindimensonal ist und es nicht soooooooviel zu berichten gibt. Wird wohl eher ne Fotodokumentation... Aber ist ja auch mal ganz gut und erfordert nicht soviel Gehirnschmalz.

Also nicht grummelig sein, wenn ich meinen mir selbst auferlegten Mindestsatz an Beiträgen pro Woche (7) in der nächsten Zeit wohl nicht erfüllen werde.

So und hier das Ende des Beitrags... Mir glühen echt die Finger!!!

Da ist das Ende...

Warte...

gleich...

ja... ich kanns schon sehen!!!



...



Also bis denndann!!!

ENDE

11 April 2009

Pingyao

Immer waren es noch Stunden bis der Zug zurück Richtung Beijing fuhr und so ging es ab nach Pingyao.

Eine Stadt, die mehr als 2700 Jahre alt ist. Das ist doch schon mal was! Da kann hier sagen wir mal Wuppertal aber nicht mithalten!

Auch hier kann ich natürlich nicht unerwähnt lassen, dass ich mal wieder als erstes von ner Oma belästigt wurde, die mir unbedingt einen Stadtplan ans Knie quatschen wollte. Aber ich blieb hart, selbst als sie ihr Angebot auf spektakuläre 2 RMB herabsetzte. Sind wir doch mal ganz ehrlich. Ein wahrer Mann braucht keinen Stadtplan. Wer braucht einen Stadtplan, wenn man sich nach Sonne und Sternen richten kann? Das hat ja in Finnland schon geklappt, als ich mich bei -25°C in der Eiswüste wiederfand und per Sonnenstand den Weg zurück in die Stadt fand.

Aber ich schweife ab...

Hier nun erstmal ein paar Bilder aus Pingyao, die denen von Wikipedia gar nicht mal so unähnlich sind, wie ich gerade feststellen musste...






Das tolle an Pingyao ist ja, dass hier wirklich noch Menschen leben. Ist schon krass wenn man drüber nachdenkt, wieviel Vormieter man wahrscheinlich schon hatte... Und da ist ja dann auch ein Altbau in Friedrichshain ein Witz dagegen. Hier nun mal meine Pingyao-Seitenstraßenimpressionen im Director's Cut. Rumstreunende Hunde inklusive...







Also Pingyao war wesentlich größer als wir erwartet hatten und wir ärgerten uns tüchtig, dass wir soviel Zeit in der Qiaohütte vergeudet haben. Diese Stadt hatte einiges mehr zu bieten und das beste: Kein Eintritt musste entrichtet werden! Total super!!!

Es gab alles Teehäuser, Bars, Hotels, Eisstände, Affen, Kommunistische Manifeste im Taschenbuchformat, Bilder, Stickereien, Porzellan- und Jadekram... Alles!!!

Leider hatten wir nur zu wenig Zeit und mussten ganz schön durchhetzen. Die Sonne neigte sich immer mehr gen Horizont und da der Zug ja nicht auf uns warten würde schnell durch die Straßen gehuscht und hier und da ein Foto/Video gemacht!!!













Und kurz vorm Verlassen der Stadt entdeckte ich sie noch: Die Mercedes-Benz Fabrik!!! Hier wird alles noch per Hand zusammengedengelt!!! Schön, die Kollegen bei der Arbeit beobachten zu können!



Dann hieß es aber schnell zurück. Wir hatten ja noch ein ca. eineinhalb stündige Bustour zurück nach Taiyuan vor uns. Mit Schrecken stellten wir fest als wir beim Busbahnhof in Pingyao ankamen, dass eine ca. 50 m lange Schlange für den Überlandbus nach Taiyuan anstand. Bei 20 Personen pro Bus und einer Busabfahrtstaktung alle 20 Minuten würden wir hier mindestens 3 Stunden anstehen und so definitiv unseren Zug verpassen!!! Klasse!

Taxi ging auch nicht, da die alten Halsabschneider gerade bei Menschen in Zeitnot deftige Preise verlangen.

Also haben wir uns bei "privat-geschäftlich-halblegalen" Minibussen erkundigt. Allerdings war auch hier keiner bereit nur zwei Personen mitzunehmen. Also mussten wir noch 5 weitere Mitreisende auftreiben. Und auch hier ist es natürlich wieder Xiao Yu zu verdanken, dass das alles so reibungslos geklappt hat.

Wir sind also zurück zum Ende der Schlange und bereits nach kurzer Zeit fanden sich Leute, die ebenfalls nicht bereit waren drei Stunden zu warten und den Aufpreis von 20 RMB in Kauf nahmen!

Also flink ins den Minibus, zurück nach Taiyuan und grad noch so den Zug erwischt! Diesmal aber Hardsleeper und der MP3-Player musste wirklich alles geben, um die ganzen Schnarchgeräusche des Waggons auszublenden. Nach tollen 10 (nicht neun!!! grummel!!!) Stunden kamen wir früh morgens in Beijing an und ich war um so einiges an Erfahrung reicher!

Dass ich soviel an diesem Wochenende sehe/erlebe hätte ich wahrlich nicht gedacht und dennoch forderte das Übermaß an Sightseeing seinen Tribut. Ein Glück, dass Montag wegen Qing Ming Festival frei war, denn der wurde erstmal ausgiebig zum Ausschlafen und Relaxen genutzt.

Und hier nochmal das entgültige Fazit des Wochenendes in anschaulicher Sternenform:

Wutaishan: *****
Taiyuan: *
Qiao Anwesen: ***
Pingyao: ****

Vielen Dank fürs Lesen!

Der Wohnhof der Familie Qiao

Vom Wutaishan fuhr ja nun leider kein Zug zurück nach Beijing, weswegen wir gezwungen waren erst zur Hauptstadt der Provinz Shanxi zu fahren und unser Glück auf dem dortigen Bahnhof zu versuchen.

Name: Taiyuan 太原市
Einwohner: ca. 3,5 Millionen
Hauptindustriezweige: Kohlebergbau, Eisenverhüttung
Partnerstadt: Chemnitz

Ja und genau so toll wie sich das liest, war die Stadt dann auch. Ein stinkender, menschenüberlaufener Moloch...



Am Bahnhof dann das übliche Trauerspiel, wenn man nach Zugkarten fragt.
Eine der wichtigsten chinesischen Vokabeln mit der man ca. 50 Prozent der Geschäftskommunikation abwickeln kann: 没有!

没有 = mei you = haben wir nicht

Wird übrigens auch sehr gern in Restaurants benutzt oder wenn man nach Schnürsenkeln fragt, aber dies ist eine andere Geschichte.

Konnten dann zum Glück noch Tickets kriegen, allerdings nicht für den netten 3 Stunden Eilzug, sondern für die Bummelvariante, die ganze 9 Stunden unterwegs ist und nur über Nacht fährt. Wir hatten allerdings keine Lust die gesamte Wartezeit in dieser überaus unattraktiven Stadt zu verbringen und so entschieden wir noch einen Abstecher zur Wohnanlage der Familie Qiao zu machen. Das gute Anwesen ist nur ca. 45 Minuten mit dem Überlandbus von Taiyuan entfernt.

Jedem Chinesen ein echter Begriff und auch der wunderbare Film 大红灯笼高高挂 von 张艺谋 ... Aber egal.

Wir kamen dann also bei strahlendem Sonnenschein dort an und ich war echt verwundert, wie unterschiedlich doch die Klimazonen innerhalb einer Provinz sein können. Toll, dass man dann seine Winterjacke in den Rucksack stopfen und die Kapuzenjacke uncool um die Hüfte binden muss.

Hier mal ein paar Impressionen des 40 RMB teuren Spaßes.











War halt so okay, konnte aber in keinster Weise mit dem Abenteuer Wutaishan mithalten.

Aufheiterung verschafften dann Hinweisschilder wie:


Absolut angebracht, da ja hier, wie schon früher erwähnt, rumgeault wird, was das Zeug hält.

Und natürlich durfte auch ein weiterer Schnappschuß nicht fehlen. =D



Und nach knapp zwei Stunden hatte wir dann genug und entschieden aufgrund des mangelnden Angebots an Unterhaltung noch einen weiteren kleinen Ort in unmittelbarer Umgebung auszuchecken... Pingyao!

Also schnell raus aus dem Anwesen und über den chinesischen Wuselmarkt. Welch vielfältiges Angebot an echten chinesischen Antiquitäten, die einem als Tourist dort angeboten werden. "Hey Sir, Sir!!! Looki, looki!!!"
Aber langsam ist man immun dagegen.




Als Fazit zum Qiao Familienanwesen sei festzuhalten, dass es ein echter Pilgerort für Chinesen ist und man sich definitiv darauf einstellen sollte als nicht-Chinese hier wieder die Blicke auf sich zu ziehen. Ansonsten wird für das Geld ordentliches geboten, aber der absolute Oberhammer isses auch nicht. Da war Pingyao schon eindrucksvoller, doch mehr dazu im nächsten Post!

Wutaishan VIII - Ein einmaliges Erlebnis

Dies nun also der Bericht zum vorher ausgelassenen Tempel... Der Kreis schließt sich. Episode 3 quasi...
Warum dieser nun extra erwähnt wird... Nun an der Optik kanns ja schon mal nicht liegen, denn die war nicht wesentlich anders als bei den anderen Tempeln.

Es liegt auch nicht daran, dass beim Betreten der Anlage drei der Mönche mit ihren Mobiltelefonen rumspielten und einer mich mit einem kessen "Hey, hello!" begrüßte.

Der Grund ist... aber holen wir (mal wieder) ein wenig weiter aus...

Das Wetter erreichte seinen absoluten Klimax. Es war warm, sonnig und durch und durch frühlingshaft. Ein echter Traum und in keinster Weise mit der Wettervorhersage übereinstimmend. Von wegen Schneeregen und 3°- 5°C. Das war ja wohl mal Mumpitz.

So langsam plagte uns der Hunger und wir sagten uns... Nun gut noch schnell den einen Tempel angeschaut und dann ab zurück ins Dorf, um dort in eine Gastwirtschaft einzukehren. Gesagt! Getan?

Wie bereits erwähnt, wurde hier optisch nicht allzu schweres Geschütz aufgefahren, aber um euch ein Rahmen zu liefern, hier trotzdem mal ein paar Impressionen.






Das eigentlich besondere waren die Mönche. Wie schon erwähnt, tickerten eine Vielzahl dieser auf ihren Mobiltelefonen rum und planten da vermutlich die nächste Tempelparty mit ihren Buddies vom anderen Ende des Tals. Immer tausend Stufen hoch und runter, das ist ja nicht mehr zeitgemäß.

Auch einer der älteren Kaliber, der direkt vorm "Zentraltempel" stand und dort die wenigen Touristen anquatschte, die den Weg hierher fanden, hinterließ umgehend einen bleibenden Eindruck.

Ich muss erwähnen, dass Xiao Yu hier mit einem einmaligen Einfall auftrumpfte.

"Let's start a conversation with the monk, shall we?!?"

Da sich mein Chinesisch immer noch auf Säuglingsniveau bewegt, war es ja eigentlich klar, dass ein solcher Einfall nicht von mir kommen konnte.

Und los ging es. Nach überhöflicher Begrüßung, bat uns der Mönch auch sogleich neben ihm Platz zu nehmen. Klasse! Der erste Schritt war getan. Tja und was soll ich sagen? Als es dann richtig losging, konnte ich leider inhaltlich nicht mehr ganz mitkommen. Nur soviel... Der Mönch hatte eine unglaubliche Ruhe in seiner Stimme und wieviel Zeit er sich nahm, um seine Gedanken zu formulieren... tja, man hat schon gemerkt, dass da was dahinter steckt. Die Aufgabe als Simultanübersetzerin erfüllte meine Reisebegleiterin jedoch nur mangelhaft. Nach einem, ich schwöre und übertreibe nicht, mehr als viertelstündigen Monolog des Mönchs fasste sie seine Aussage in ca. 15 Worten zusammen. Da konnte doch was nicht stimmen und das, was da auf der Strecke blieb, damit könnte man sicherlich Bücher füllen.

Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass dies die philosophisch und spirituell tiefste Unterhaltung war, der ich beiwohnen durfte und von der ich leider kein Wort verstand... Eigentlich lustig, wenn man drüber nachdenkt.

Wir verbrachte so bei wundervollem Frühlingssonnenschein mehr als 2 Stunden auf dem Hof unter permanentem Mönchsgeplapper. Er kramte dann noch mehrere Bücher raus und ich war froh, dass einige von ihnen so reich illustriert waren.

Das eigentlich reinschmetternste Erlebnis sollte aber noch folgen. Der Mönch lud uns ein mit den anderen im Tempel Mittag zu essen. Der Grund hierfür war, wenn ich meiner Dolmetscherin Glauben schenken darf, dass mir der Mönch als Ausländer seine Kultur und seine Gastfreundschaft demonstrieren wollte. Und da wir ja auch noch nichts zum Mittag hatten, passte das natürlich wie die Faust aufs Auge!

Umgehend bejahten wir sein Angebot und wurden sogleich vom Azubi-Mönch zur Speisehalle geführt.

Leider gab es auch hier wieder nicht die Möglichkeit Bilder zu schießen, aber da muss halt mal die Vorstellungskraft herhalten.

Eine große Halle mit kniehohen Tischen dominierte das Bild. Die Mönche saßen schon alle da und schlürften und schmatzten bereits. Wir nahmen Platz und wurden umgehend von einem Mönch mit Brille - Marke "Dalai Lama" - bedient. Fleisch und Bier wurden hier natürlich nicht angeboten, aber wir wurden auch so satt.

Drei Schüsseln wurden aufbereitet. Eine mit Seetang-Suppe, eine mit Reis und Bambusschnipseln und eine mit Tofu-Ragout und kleinen chinesischen Gewürzgürkchen. Dazu gabs noch... ich nenn sie mal Pizzabrotecken.

Die eigentliche Frage war: gelten hier normale chinesische Essregeln, d.h. unter keinen Umständen aufessen und so Sättigung demonstrieren oder den Gastgeber ehren und durch Aufessen zeigen, dass kein Essen sinnlos verschwendet werden soll. Wir waren ratlos...

Das Bauchgefühl sagte uns aber uns an Plan B zu halten. Und bei drei vollen Schüsseln und Pizzabrot, war das schon ne Aufgabe. Aber wir waren ja auch hungrig. Und zu meiner Überraschung schmeckte es gar nicht mal so schlecht. Ich könnte es zwar nicht jeden Tag essen und dass es aus Blecheimern serviert wurde, war auch nicht so super, aber man soll ja nicht immer nur rummäkeln.

Es war übrigens, abgesehen vom Schmatzen und Rülpsen nicht ein Mucks zu hören. Sehr ungewöhnlich für chinesische Verhältnisse, herrscht doch sonst immer eine ohrenbetäubende Lautstärke egal wo und wann man sich befindet.

Lustig nur, dass mitten während des Essens plötzlich ein Gong geläutet wurde und der Obermönch (mit geschmackvoller Kappe) anfing einen Singsang einzuläuten. Alle Mönche legten ihre Stäbchen beiseite und stimmten umgehend mit ein. Interessant, aber wieder habe ich, sowie auch Xiao Yu, nicht ein Wort verstanden. Anschließend standen alle Mönche auf und verließen die Halle.

Was nun?!? Auch aufstehen und das halb angebissene Pizzabrot liegen lassen? Nein! Der Brillenschlumpfmönch war ja auch noch am Essen. So aßen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten brav auf, spendeten dem Tempel noch ein kleinen Betrag und verließen die Nahrungshalle.

Tolle Erfahrung, die man durchaus nicht jeden Tag macht. Bei Gehen bedankten wir uns nochmal bei dem Mönch, der uns diese Möglichkeit überhaupt erst eröffnet hat. Diesmal war ich aber aktiver, blickte ihm tief in die Augen, bedankte mich intensiv und höflich (wie es nunmal meine Art ist) für seine Gastfreundschaft und die einmaligen Erinnerungen, die ich von nun an mit diesem Tag und diesem Ort verknüpfen werde und ließ Xiao Yu für mich simultan übersetzen.

Und ich konnte es mir einfach nicht verkneifen ihn noch um Fotos zu bitten, die meine Erinnerungen stützen sollen. Er willigte ein und nun zieht euch doch mal diese Schnappschüße rein!





Dass es ungefähr zehn Minuten dauerte, bis ein weiterer Azubi-Mönch die Kleidung so gewickelt hatte, wie es nun auf den Fotos zu sehen ist, muss einfach erwähnt werden.

Eine tolle Erfahrung, ein einmaliger Tag und einer der Ecksteine meines bisherigen Auslandsaufenthaltes.

Nur der Mönch selber hat es noch geschafft sein Bild ein wenig zu trüben, indem er - ungelogen - beim Gehen Xiao Yu nach ihrer Handynummer fragte. Etwas perplex gab sie sie ihm. Und ungefähr eine halbe Stunde nachdem wir den Tempel verlassen hatten, klingelte auch schon das Telefon und der Mönch bat uns zurück zu kehren, weil er uns noch zeigen wollte, wie man richtig betet. Also das war ja dann an Absurdität nicht mehr zu überbieten und wir lehnten mit der Begründung ab, wir hätten schon Bustickets und müssten schleunigst zur Haltestelle.

Wer weiß in welchen Menschenhandelsring man bei Annahme des Angebots verkauft worden wäre. Es ist nie schlecht sich ein gewisses Maß an Misstrauen zu erhalten.

Und selbst trotz dieses kleinen Vorfalls, war das Erlebnis Wutaishan einmalig und wirkt selbst auf mich im Nachhinein mehr als unglaubwürdig. Ich kann jedoch nichts weiter tun als hier aufrichtig zu schwören, dass sich alles wirklich so zugetragen hat. Komischer Tag!

Bei der Busfahrt nach Taiyuan (Hauptstadt der Provinz Shanxi) ließ ich das Geschehene nochmal Revue passieren und genoss die Berglandschaft Chinas noch einmal ausgiebig. Doch mehr von Taiyuan und dem Rest der Reise demnächst.

Wutaishan VII - Auch Mönche müssen mal

Treppensteigen - Durst
Durst - Trinken
Trinken - hmmm...

Der Kreislauf des Lebens. Tolle Sache, dass auch entlegene Tempel in Bergtälern öffentliche Toiletten haben. Der übermäßige Konsum an Flüssigkeit forderte seinen Tribut.

Man darf natürlich hier kein WC erwarten, auch wenn es als solches ausgeschildert war... Immerhin ist das ja immer noch eine traditionelle Religionszelebrationslocation und als solche liegt der Fokus nicht auf dem Ausbau eines luxuriösen Sanitärbereichs.

Ein Loch im Boden tuts ja nun mal auch. Jedoch ist dies nicht der Grund meiner Überraschtheit bzw. der Grund, warum ich (zum wiederholten Male) über die Stoffwechelsendproduktslagerstätte in der Volkrepublik China schreibe.

Das tolle an der hier so aufwendig eingeführten Toilette war...

Nun gut... ich musste also mal und so suchte ich schnellen Schrittes das Stille Örtchen auf, um mir dort Erleichterung zu verschaffen. Endlich erspähte ich die langersehnte Toilettenausschilderung. Jetzt noch schnell das richtige Zeichen identifizieren...
女 - Frau; 男 - Mann

Kein Problem soweit... Doch was erspähte ich als ich das stille Örtchen betrat???

Auch hier denke ich, dass ein Bild oft mehr als tausend Worte sagt... Ich habe hier wieder nur eine Skizze anfertigen können, da ihr sicherlich verstehen könnt, dass das Zücken des Fotoapparates wohl mehr als unangebracht gewesen wäre. Jedoch sitzt mein Ärger darüber immer noch tief, denke ich doch, dass dieses Bild auf einer Stufe mit dem "Grenzsoldat überspringt Berliner Mauer" oder "Student auf dem Platz des himmlischen Friedens" oder "Paris Hilton zeigt mal wieder, dass sie keine Slips trägt" Schnappschuß gestanden hätte... Schade, schade, aber Leben heißt nun mal Leiden.



Jetzt mal ehrlich... seltener war ich innerlich zutiefst beschämt und amüsiert zur gleichen Zeit. Vier Mönche, die in einer Reihe sitzen und... tja ich dachte zuerst "beten"... Das war mehr als zauberhaft.
Schön auch, wie alle gleichzeitig ihren Kopf zu mir drehten und mich verwundert ansahen. Ein einmaliger Moment... Magie lag in der Luft.

Soviel Unglaublichkeit war einfach nicht zu verkraften und es kam mir natürlich nicht mal ansatzweise in den Sinn mich auf den letzten freien Platz stehend zu positionieren und auf Kopfhöhe des Mönches... hmmm... "Lulu zu machen"... stattdessen erstmal rechts am Örtchen vorbei und nach dem Rinnsaal Ausschau gehalten, der immer extra für das kleine Geschäft angelegt wird. Dabei bin ich leider ein Stück zu weit gelaufen und konnte so noch ein Blick "hinter die Kulissen" werfen.

Ein ganzer Keller voll... Tja... "Ah-Ah".

Das schönste dabei: eine Leiter führte hinunter und auch eine Schaufel stand bereit... Der arme Kerl, der dort zum Dienst eingeteilt wird. Eine Aufgabe für jemanden, der Vater und Mutter mit den eigenen Schuhen zu Tode geprügelt hat...

Aber um der Geschichte ein schnelles Ende zu bereiten... ich fand das "kleine" stille Örtchen und verließ die Toilette so schnell es ging (da es mir auch schwer genug fiel mich mit dem Lachen zurückzuhalten)... Jedoch nicht ohne mich noch ein letztes Mal umzudrehen und dieses göttliche Bild eines abschließenden Blickes zu würdigen...

Es gibt Bilder, die brennen sich für die Ewigkeit ins Hirn... Dieses gehört definitiv dazu.

Wutaishan VI - Abstieg und Affenkönig

Wer den Berg hochgeklettert ist, der muss auch irgendwann mal wieder runter. Da war dieser Tag keine Ausnahme. Noch einmal den Ausblick genießen, während sich die Sonne mehr und mehr Richtung Zenit bewegte und dann ganz langsam Stufe für Stufe wieder herab.




Doch was erblickte ich da... Einen dressierten Affen!!! Unter welchen Umständen der Gute wohl seine Tricks erlernt hatte möchte ich lieber nicht wissen, aber eins ist ja wohl mal Fakt... Für ein Foto mit einem Affen ist man nie zu alt und wenn er dazu noch so ein abgefahrenes Kostüm trägt, da heißt es ran an die Buletten und diesen Moment für die Ewigkeit festhalten.





Beim Abstieg kamen uns dann Menschenmassen entgegen und wir waren froh, dass wir anscheinend genau den richtigen Zeitpunkt abgepasst haben, um die Stimmung in der Nähe des Berggipfels angemessen erlebt haben zu können... (komischer Satz...)

Auch am Fuße des Berges hatte sich einiges getan und das verschlafene Örtchen hatte sich zum (fast) typischen Touristenort entwickelt... Schade - aber auch wieder nicht, denn so konnten wir am Nußstand die verrücktesten Nüße käuflich erwerben. Ein leckerer Snack für zwischendurch und oberdrein... hmmm... nussig...



Ein lustiger Ponyritt kam uns auch noch in den Sinn, aber nach einer kurzen Geruchsprobe an den besagten Tierchen überlegte ich es mir schnell wieder anders. Ich hatte null Böcke den ganzen Tag nach Pferd zu müffeln... Man ist halt doch Stadtmensch.



Ein reges Treiben erfüllte die Straßen und alle waren wieder da... Unter anderem auch meine liebsten Freunde: Die Straßenhändler. Die gibt es in verschiedenen Ausführungen, aber je weniger (europäische) Touristen sich an einem Ort befinden, desto hartnäckiger sind sie. Die hungrige Mücke saugt halt mehr Blut. Die Krönung hierbei eine alte, faltendurchfurchte Dame, die mir kurzerhand einfach ihr Handelsgut in die Tasche steckte und nun die Hand aufhielt und erwartete, dass ich ihr einen bis mehrere Geldschein im Austausch dafür übergab. Als das Zurückgeben des besagten Objektes auch nicht fruchtete, beschloß ich es ihr gleich zu tun und ihr das gute Stück ebenfalls einfach in die Tasche zu stecken und mich flinken Fußes ihres Einflußbereiches zu entziehen...

Welch stimmungssenkende Erfahrung. Nur eins konnte mich da aufheitern...



Ich bin ja nun kein Logistik- und Transportfachmann, aber irgendetwas sagte mir, dass das gute Dreirad wohl ein wenig überladen wurde. Die urdeutsche Schadenfreude ließ sich nicht unterdrücken.

Den nächsten Tempelbesuch möchte ich lieber erstmal überspringen, da dieser seine eigene Überschrift erfordert. Stattdessen lieber nochmal Impressionen aus dem Tal und dem übernächsten Tempel, der bei weitem nicht so einen bleibenden Eindruck wie der (vorerst) übersprungene gemacht hat.







Eins jedoch zu dieser Anlage...
Ich sag nur "Auf der Suche nach dem goldenen Kind"...



Nach dem nächsten Beitrag werde ich die Lücke schließen, die ich so eben so hastig gerissen habe und ihr werdet verstehen, dass der architektonisch uninteressanteste Tempel doch der beste und zugleich eines der (bisher) einmaligsten Erlebnisse meines Chinaaufenthalts war. Doch vorher (wie immer) noch eine kleine Fäkalgeschichte!!!