12 Juni 2009

Der Hinflug

Na das war ja ein Spaß.

Ich habe mein Apartment in Beijing bei schönstem Wetter gegen 10 Uhr verlassen. Voller Zuversicht machte ich mich auf den Weg ins nordöstliche Shenyang. Da mein Flieger 11.40 Uhr starten sollte, war noch mehr als genug Zeit, dachte ich...

Jedenfalls passieren ja gerade wenn man in Eile ist immer die ungünstigsten Zufälle und so hing ich nun im wahrscheinlich langsamsten Taxis Beijings fest mit einem beinahe schon mumifizierten Fahrer, der im stärksten Berufsverkehr so wenig Elan zeigte, das wir permanent die letzten in der langen Autokolonne waren. Eine echte Glanzleistung, die ich nur durch unablässiges auf-die-Uhr-gucken zu kommentieren vermochte.

Jedenfalls kam ich ja dann doch noch auf dem Beijing Capital Airport an. 40 Minuten vor Abflug... Ich wusste schon, dass das knapp wird. Bin dann in aller Eile zu meinem Check-in Schalter gespurtet, wo ich erstmal vom netten Air China Servicepersonal darauf aufmerksam gemacht wurde, dass ich die Self-Check-in Automaten zu benutzen habe. Und wie das Schicksal es so will funktionieren die bis maximal 40 Minuten vor Abflug. Schicksal, wie gesagt, denn ich war exakt 38 Minuten vor Abflug da und es gab für mich leider keine Möglichkeit zum Check-in mehr. Das Personal machte mich darauf aufmerksam doch dann den nächsten Flieger um 13.25 Uhr zu nehmen. ARGH!!!

Aber was will man machen. Ich hatte ja eh noch nichts gegessen und so nutzte ich die "gewonnene" Zeit zur Nahrungsmittelaufnahme. Passt schon!!!

Aber überspringen wir die nächsten 2 Stunden meines Lebens.

Gegen 13 Uhr sass ich dann letztendlich in meinem Flugzeug nach Shenyang. Es war windig in Beijing, das ist mir ja schon aufgefallen, aber muss das denn Grund genug sein ca. 30 Minuten am Ende der Rollbahn zu stehen und zu warten. Anscheinend ja... Glücklicherweise ging es ja dann doch noch los und wir erhoben uns in die Lüfte.

Das war vielleicht ne Wackelpartie. In etwa vergleichbar mit einer Achterbahnfahrt. Nach etlichen Kilometern Dauergeschaukel dann auch endlich die Durchsage. "Werte Passagiere, wir erleben einige Turbulenzen. Bitte bleiben sie angeschnallt." Ach!!! Sag bloss... Turbulenzen, ja?!?

Aber okay... was mir mehr Sorgen bereitet war das Triebwerk zu meiner Linken, das die ganze Zeit dieses seltsam surrende Geräusch produzierte. Ich musste unweigerlich an den Air France Flug denken. Aber wenn es zu Ende ist, ist es halt zu Ende und so ertrug ich mein unausweichliches Ende wie ein Mann und drehte einfach mein MP3-Wiedergabegerät ein wenig lauter. Problem gelöst!!!

Wir waren nun fast 45 Minuten unterwegs (Shenyang liegt ca. 1.10 h entfernt) und ich war kurz vorm Wegdösen, als mich die folgende Ansage wie ein Schlag traf.

"Werte Passagiere, wegen schlechtem Wetter in Shenyang drehen wir um und werden in ca. 45 Minuten wieder in Beijing landen."

Na klasse!!! Da hatte ich nun nicht nur meinen Flieger verpasst, nein stattdessen sass ich auch noch in einem Flugzeug, welches gar kein richtiges Ziel hatte, sondern nur einen kleine Rundflug übers nordöstliche China unternahm.

Als wir in Beijing landeten schloss ich mich erstmal mit einem italienischen Fluggast kurz, der, weil er kein Englisch oder Chinesisch verstand, überhaupt nicht wusste, was nun eigentlich geschehen war.

Raus aus dem Flugzeug, ab in den Bus und wieder zurück in die Wartehalle. Und ich verstand nun sehr genau, warum die Wartehalle eigentlich Wartehalle heisst. Vier Stunden meines Lebens sollte ich hier nun vergeuden. Top!!!

Zum Glück hab ich mich ja mit dem Italiener kurzgeschlossen und so war die Wartezeit nicht ganz so trocken. Eine echte Zweckgemeinschaft im klassischen Sinne. Er brauchte einen Übersetzer und ich ein wenig Unterhaltung. Und was er zu erzählen hatte war auch mehr als interessant. Er war ja schon Anfang 50 und verbrachte mehr als 25 Jahre seines Lebens als Weltenbummler. Ein echter Aussendienstmitarbeiter, der von einem Ort zum anderen jagt und nur für 2 Monate im Jahr zuhause ist.

Auf die Frage wo er denn schon überall war, nur ein kurzes "überall"... auf weitere Nachfrage dann die Ergänzung "Japan, USA, Kanada, Mexiko, Brasilien, Argentinien, ganz Europa, Indien, Australien, China uswusf..." Wow!!!

Und dann seine Feststellung "aber von allen Orten wo ich bisher war, ist Australien am schönsten. Wenn ich jünger wäre würde ich dorthin auswandern." Anschließend ca. 30 Minuten Geschwärme über Australiens Vorzüge. Und ich muss gestehen, dass das wirklich Lust auf mehr gemacht hat. Nun gut... Man wird sehen.

Ja, jedenfalls ging ja dann mein Flieger doch noch los und nach eine relativ kurzen Flugzeit kam ich in Shenyang bei, nach meiner Definition, schönstem Wetter an. Nun gut.

Letztendlich war ich mehr als 10 Stunden unterwegs. Ein echter Witz... In der Zeit hätte ich es fast zurück nach Deutschland geschafft. Noch lustiger wurde es, als ich mich mit einer chinesischen Kollegin unterhalten habe, die den Zug genommen hat und nur 3 1/2 Stunden unterwegs war. =D

Ein perfekter Start in eine aufregende Woche!!!

11 Juni 2009

Kapitel XVIII - Abenteuer Shenyang 1

Jetzt ist es endlich soweit...

Die monatelangen Vorbereitungen für die Station Shenyang der Veranstaltungsreihe "Deutschland und China - Gemeinsam in Bewegung" tragen endlich Früchte.

9 Tage Messe (auch wenn die Veranstalter permanent darauf pochen dies nicht Messe zu nennen... da ich aber keinen konstruktiven Gegenvorschlag gehört habe, bleibe ich einfach dabei!!!), das heisst beim Pavillon rumhängen, Touren organisieren, Leute briefen etc. Ein echter Spaß und mal wieder das Gefühl von richtiger Arbeit.

Ein tägliches Popfestival mit deutschen Bands sowie Ministerbesuche stehen ebenfalls an. Man merkt schon. Es ist viel zu tun und es gibt noch mehr zu erleben. Ich versuche hier auf dem aktuellsten Stand zu bleiben. Man wird sehen, ob es gelingt.