11 April 2009

Pingyao

Immer waren es noch Stunden bis der Zug zurück Richtung Beijing fuhr und so ging es ab nach Pingyao.

Eine Stadt, die mehr als 2700 Jahre alt ist. Das ist doch schon mal was! Da kann hier sagen wir mal Wuppertal aber nicht mithalten!

Auch hier kann ich natürlich nicht unerwähnt lassen, dass ich mal wieder als erstes von ner Oma belästigt wurde, die mir unbedingt einen Stadtplan ans Knie quatschen wollte. Aber ich blieb hart, selbst als sie ihr Angebot auf spektakuläre 2 RMB herabsetzte. Sind wir doch mal ganz ehrlich. Ein wahrer Mann braucht keinen Stadtplan. Wer braucht einen Stadtplan, wenn man sich nach Sonne und Sternen richten kann? Das hat ja in Finnland schon geklappt, als ich mich bei -25°C in der Eiswüste wiederfand und per Sonnenstand den Weg zurück in die Stadt fand.

Aber ich schweife ab...

Hier nun erstmal ein paar Bilder aus Pingyao, die denen von Wikipedia gar nicht mal so unähnlich sind, wie ich gerade feststellen musste...






Das tolle an Pingyao ist ja, dass hier wirklich noch Menschen leben. Ist schon krass wenn man drüber nachdenkt, wieviel Vormieter man wahrscheinlich schon hatte... Und da ist ja dann auch ein Altbau in Friedrichshain ein Witz dagegen. Hier nun mal meine Pingyao-Seitenstraßenimpressionen im Director's Cut. Rumstreunende Hunde inklusive...







Also Pingyao war wesentlich größer als wir erwartet hatten und wir ärgerten uns tüchtig, dass wir soviel Zeit in der Qiaohütte vergeudet haben. Diese Stadt hatte einiges mehr zu bieten und das beste: Kein Eintritt musste entrichtet werden! Total super!!!

Es gab alles Teehäuser, Bars, Hotels, Eisstände, Affen, Kommunistische Manifeste im Taschenbuchformat, Bilder, Stickereien, Porzellan- und Jadekram... Alles!!!

Leider hatten wir nur zu wenig Zeit und mussten ganz schön durchhetzen. Die Sonne neigte sich immer mehr gen Horizont und da der Zug ja nicht auf uns warten würde schnell durch die Straßen gehuscht und hier und da ein Foto/Video gemacht!!!













Und kurz vorm Verlassen der Stadt entdeckte ich sie noch: Die Mercedes-Benz Fabrik!!! Hier wird alles noch per Hand zusammengedengelt!!! Schön, die Kollegen bei der Arbeit beobachten zu können!



Dann hieß es aber schnell zurück. Wir hatten ja noch ein ca. eineinhalb stündige Bustour zurück nach Taiyuan vor uns. Mit Schrecken stellten wir fest als wir beim Busbahnhof in Pingyao ankamen, dass eine ca. 50 m lange Schlange für den Überlandbus nach Taiyuan anstand. Bei 20 Personen pro Bus und einer Busabfahrtstaktung alle 20 Minuten würden wir hier mindestens 3 Stunden anstehen und so definitiv unseren Zug verpassen!!! Klasse!

Taxi ging auch nicht, da die alten Halsabschneider gerade bei Menschen in Zeitnot deftige Preise verlangen.

Also haben wir uns bei "privat-geschäftlich-halblegalen" Minibussen erkundigt. Allerdings war auch hier keiner bereit nur zwei Personen mitzunehmen. Also mussten wir noch 5 weitere Mitreisende auftreiben. Und auch hier ist es natürlich wieder Xiao Yu zu verdanken, dass das alles so reibungslos geklappt hat.

Wir sind also zurück zum Ende der Schlange und bereits nach kurzer Zeit fanden sich Leute, die ebenfalls nicht bereit waren drei Stunden zu warten und den Aufpreis von 20 RMB in Kauf nahmen!

Also flink ins den Minibus, zurück nach Taiyuan und grad noch so den Zug erwischt! Diesmal aber Hardsleeper und der MP3-Player musste wirklich alles geben, um die ganzen Schnarchgeräusche des Waggons auszublenden. Nach tollen 10 (nicht neun!!! grummel!!!) Stunden kamen wir früh morgens in Beijing an und ich war um so einiges an Erfahrung reicher!

Dass ich soviel an diesem Wochenende sehe/erlebe hätte ich wahrlich nicht gedacht und dennoch forderte das Übermaß an Sightseeing seinen Tribut. Ein Glück, dass Montag wegen Qing Ming Festival frei war, denn der wurde erstmal ausgiebig zum Ausschlafen und Relaxen genutzt.

Und hier nochmal das entgültige Fazit des Wochenendes in anschaulicher Sternenform:

Wutaishan: *****
Taiyuan: *
Qiao Anwesen: ***
Pingyao: ****

Vielen Dank fürs Lesen!

Der Wohnhof der Familie Qiao

Vom Wutaishan fuhr ja nun leider kein Zug zurück nach Beijing, weswegen wir gezwungen waren erst zur Hauptstadt der Provinz Shanxi zu fahren und unser Glück auf dem dortigen Bahnhof zu versuchen.

Name: Taiyuan 太原市
Einwohner: ca. 3,5 Millionen
Hauptindustriezweige: Kohlebergbau, Eisenverhüttung
Partnerstadt: Chemnitz

Ja und genau so toll wie sich das liest, war die Stadt dann auch. Ein stinkender, menschenüberlaufener Moloch...



Am Bahnhof dann das übliche Trauerspiel, wenn man nach Zugkarten fragt.
Eine der wichtigsten chinesischen Vokabeln mit der man ca. 50 Prozent der Geschäftskommunikation abwickeln kann: 没有!

没有 = mei you = haben wir nicht

Wird übrigens auch sehr gern in Restaurants benutzt oder wenn man nach Schnürsenkeln fragt, aber dies ist eine andere Geschichte.

Konnten dann zum Glück noch Tickets kriegen, allerdings nicht für den netten 3 Stunden Eilzug, sondern für die Bummelvariante, die ganze 9 Stunden unterwegs ist und nur über Nacht fährt. Wir hatten allerdings keine Lust die gesamte Wartezeit in dieser überaus unattraktiven Stadt zu verbringen und so entschieden wir noch einen Abstecher zur Wohnanlage der Familie Qiao zu machen. Das gute Anwesen ist nur ca. 45 Minuten mit dem Überlandbus von Taiyuan entfernt.

Jedem Chinesen ein echter Begriff und auch der wunderbare Film 大红灯笼高高挂 von 张艺谋 ... Aber egal.

Wir kamen dann also bei strahlendem Sonnenschein dort an und ich war echt verwundert, wie unterschiedlich doch die Klimazonen innerhalb einer Provinz sein können. Toll, dass man dann seine Winterjacke in den Rucksack stopfen und die Kapuzenjacke uncool um die Hüfte binden muss.

Hier mal ein paar Impressionen des 40 RMB teuren Spaßes.











War halt so okay, konnte aber in keinster Weise mit dem Abenteuer Wutaishan mithalten.

Aufheiterung verschafften dann Hinweisschilder wie:


Absolut angebracht, da ja hier, wie schon früher erwähnt, rumgeault wird, was das Zeug hält.

Und natürlich durfte auch ein weiterer Schnappschuß nicht fehlen. =D



Und nach knapp zwei Stunden hatte wir dann genug und entschieden aufgrund des mangelnden Angebots an Unterhaltung noch einen weiteren kleinen Ort in unmittelbarer Umgebung auszuchecken... Pingyao!

Also schnell raus aus dem Anwesen und über den chinesischen Wuselmarkt. Welch vielfältiges Angebot an echten chinesischen Antiquitäten, die einem als Tourist dort angeboten werden. "Hey Sir, Sir!!! Looki, looki!!!"
Aber langsam ist man immun dagegen.




Als Fazit zum Qiao Familienanwesen sei festzuhalten, dass es ein echter Pilgerort für Chinesen ist und man sich definitiv darauf einstellen sollte als nicht-Chinese hier wieder die Blicke auf sich zu ziehen. Ansonsten wird für das Geld ordentliches geboten, aber der absolute Oberhammer isses auch nicht. Da war Pingyao schon eindrucksvoller, doch mehr dazu im nächsten Post!

Wutaishan VIII - Ein einmaliges Erlebnis

Dies nun also der Bericht zum vorher ausgelassenen Tempel... Der Kreis schließt sich. Episode 3 quasi...
Warum dieser nun extra erwähnt wird... Nun an der Optik kanns ja schon mal nicht liegen, denn die war nicht wesentlich anders als bei den anderen Tempeln.

Es liegt auch nicht daran, dass beim Betreten der Anlage drei der Mönche mit ihren Mobiltelefonen rumspielten und einer mich mit einem kessen "Hey, hello!" begrüßte.

Der Grund ist... aber holen wir (mal wieder) ein wenig weiter aus...

Das Wetter erreichte seinen absoluten Klimax. Es war warm, sonnig und durch und durch frühlingshaft. Ein echter Traum und in keinster Weise mit der Wettervorhersage übereinstimmend. Von wegen Schneeregen und 3°- 5°C. Das war ja wohl mal Mumpitz.

So langsam plagte uns der Hunger und wir sagten uns... Nun gut noch schnell den einen Tempel angeschaut und dann ab zurück ins Dorf, um dort in eine Gastwirtschaft einzukehren. Gesagt! Getan?

Wie bereits erwähnt, wurde hier optisch nicht allzu schweres Geschütz aufgefahren, aber um euch ein Rahmen zu liefern, hier trotzdem mal ein paar Impressionen.






Das eigentlich besondere waren die Mönche. Wie schon erwähnt, tickerten eine Vielzahl dieser auf ihren Mobiltelefonen rum und planten da vermutlich die nächste Tempelparty mit ihren Buddies vom anderen Ende des Tals. Immer tausend Stufen hoch und runter, das ist ja nicht mehr zeitgemäß.

Auch einer der älteren Kaliber, der direkt vorm "Zentraltempel" stand und dort die wenigen Touristen anquatschte, die den Weg hierher fanden, hinterließ umgehend einen bleibenden Eindruck.

Ich muss erwähnen, dass Xiao Yu hier mit einem einmaligen Einfall auftrumpfte.

"Let's start a conversation with the monk, shall we?!?"

Da sich mein Chinesisch immer noch auf Säuglingsniveau bewegt, war es ja eigentlich klar, dass ein solcher Einfall nicht von mir kommen konnte.

Und los ging es. Nach überhöflicher Begrüßung, bat uns der Mönch auch sogleich neben ihm Platz zu nehmen. Klasse! Der erste Schritt war getan. Tja und was soll ich sagen? Als es dann richtig losging, konnte ich leider inhaltlich nicht mehr ganz mitkommen. Nur soviel... Der Mönch hatte eine unglaubliche Ruhe in seiner Stimme und wieviel Zeit er sich nahm, um seine Gedanken zu formulieren... tja, man hat schon gemerkt, dass da was dahinter steckt. Die Aufgabe als Simultanübersetzerin erfüllte meine Reisebegleiterin jedoch nur mangelhaft. Nach einem, ich schwöre und übertreibe nicht, mehr als viertelstündigen Monolog des Mönchs fasste sie seine Aussage in ca. 15 Worten zusammen. Da konnte doch was nicht stimmen und das, was da auf der Strecke blieb, damit könnte man sicherlich Bücher füllen.

Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass dies die philosophisch und spirituell tiefste Unterhaltung war, der ich beiwohnen durfte und von der ich leider kein Wort verstand... Eigentlich lustig, wenn man drüber nachdenkt.

Wir verbrachte so bei wundervollem Frühlingssonnenschein mehr als 2 Stunden auf dem Hof unter permanentem Mönchsgeplapper. Er kramte dann noch mehrere Bücher raus und ich war froh, dass einige von ihnen so reich illustriert waren.

Das eigentlich reinschmetternste Erlebnis sollte aber noch folgen. Der Mönch lud uns ein mit den anderen im Tempel Mittag zu essen. Der Grund hierfür war, wenn ich meiner Dolmetscherin Glauben schenken darf, dass mir der Mönch als Ausländer seine Kultur und seine Gastfreundschaft demonstrieren wollte. Und da wir ja auch noch nichts zum Mittag hatten, passte das natürlich wie die Faust aufs Auge!

Umgehend bejahten wir sein Angebot und wurden sogleich vom Azubi-Mönch zur Speisehalle geführt.

Leider gab es auch hier wieder nicht die Möglichkeit Bilder zu schießen, aber da muss halt mal die Vorstellungskraft herhalten.

Eine große Halle mit kniehohen Tischen dominierte das Bild. Die Mönche saßen schon alle da und schlürften und schmatzten bereits. Wir nahmen Platz und wurden umgehend von einem Mönch mit Brille - Marke "Dalai Lama" - bedient. Fleisch und Bier wurden hier natürlich nicht angeboten, aber wir wurden auch so satt.

Drei Schüsseln wurden aufbereitet. Eine mit Seetang-Suppe, eine mit Reis und Bambusschnipseln und eine mit Tofu-Ragout und kleinen chinesischen Gewürzgürkchen. Dazu gabs noch... ich nenn sie mal Pizzabrotecken.

Die eigentliche Frage war: gelten hier normale chinesische Essregeln, d.h. unter keinen Umständen aufessen und so Sättigung demonstrieren oder den Gastgeber ehren und durch Aufessen zeigen, dass kein Essen sinnlos verschwendet werden soll. Wir waren ratlos...

Das Bauchgefühl sagte uns aber uns an Plan B zu halten. Und bei drei vollen Schüsseln und Pizzabrot, war das schon ne Aufgabe. Aber wir waren ja auch hungrig. Und zu meiner Überraschung schmeckte es gar nicht mal so schlecht. Ich könnte es zwar nicht jeden Tag essen und dass es aus Blecheimern serviert wurde, war auch nicht so super, aber man soll ja nicht immer nur rummäkeln.

Es war übrigens, abgesehen vom Schmatzen und Rülpsen nicht ein Mucks zu hören. Sehr ungewöhnlich für chinesische Verhältnisse, herrscht doch sonst immer eine ohrenbetäubende Lautstärke egal wo und wann man sich befindet.

Lustig nur, dass mitten während des Essens plötzlich ein Gong geläutet wurde und der Obermönch (mit geschmackvoller Kappe) anfing einen Singsang einzuläuten. Alle Mönche legten ihre Stäbchen beiseite und stimmten umgehend mit ein. Interessant, aber wieder habe ich, sowie auch Xiao Yu, nicht ein Wort verstanden. Anschließend standen alle Mönche auf und verließen die Halle.

Was nun?!? Auch aufstehen und das halb angebissene Pizzabrot liegen lassen? Nein! Der Brillenschlumpfmönch war ja auch noch am Essen. So aßen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten brav auf, spendeten dem Tempel noch ein kleinen Betrag und verließen die Nahrungshalle.

Tolle Erfahrung, die man durchaus nicht jeden Tag macht. Bei Gehen bedankten wir uns nochmal bei dem Mönch, der uns diese Möglichkeit überhaupt erst eröffnet hat. Diesmal war ich aber aktiver, blickte ihm tief in die Augen, bedankte mich intensiv und höflich (wie es nunmal meine Art ist) für seine Gastfreundschaft und die einmaligen Erinnerungen, die ich von nun an mit diesem Tag und diesem Ort verknüpfen werde und ließ Xiao Yu für mich simultan übersetzen.

Und ich konnte es mir einfach nicht verkneifen ihn noch um Fotos zu bitten, die meine Erinnerungen stützen sollen. Er willigte ein und nun zieht euch doch mal diese Schnappschüße rein!





Dass es ungefähr zehn Minuten dauerte, bis ein weiterer Azubi-Mönch die Kleidung so gewickelt hatte, wie es nun auf den Fotos zu sehen ist, muss einfach erwähnt werden.

Eine tolle Erfahrung, ein einmaliger Tag und einer der Ecksteine meines bisherigen Auslandsaufenthaltes.

Nur der Mönch selber hat es noch geschafft sein Bild ein wenig zu trüben, indem er - ungelogen - beim Gehen Xiao Yu nach ihrer Handynummer fragte. Etwas perplex gab sie sie ihm. Und ungefähr eine halbe Stunde nachdem wir den Tempel verlassen hatten, klingelte auch schon das Telefon und der Mönch bat uns zurück zu kehren, weil er uns noch zeigen wollte, wie man richtig betet. Also das war ja dann an Absurdität nicht mehr zu überbieten und wir lehnten mit der Begründung ab, wir hätten schon Bustickets und müssten schleunigst zur Haltestelle.

Wer weiß in welchen Menschenhandelsring man bei Annahme des Angebots verkauft worden wäre. Es ist nie schlecht sich ein gewisses Maß an Misstrauen zu erhalten.

Und selbst trotz dieses kleinen Vorfalls, war das Erlebnis Wutaishan einmalig und wirkt selbst auf mich im Nachhinein mehr als unglaubwürdig. Ich kann jedoch nichts weiter tun als hier aufrichtig zu schwören, dass sich alles wirklich so zugetragen hat. Komischer Tag!

Bei der Busfahrt nach Taiyuan (Hauptstadt der Provinz Shanxi) ließ ich das Geschehene nochmal Revue passieren und genoss die Berglandschaft Chinas noch einmal ausgiebig. Doch mehr von Taiyuan und dem Rest der Reise demnächst.

Wutaishan VII - Auch Mönche müssen mal

Treppensteigen - Durst
Durst - Trinken
Trinken - hmmm...

Der Kreislauf des Lebens. Tolle Sache, dass auch entlegene Tempel in Bergtälern öffentliche Toiletten haben. Der übermäßige Konsum an Flüssigkeit forderte seinen Tribut.

Man darf natürlich hier kein WC erwarten, auch wenn es als solches ausgeschildert war... Immerhin ist das ja immer noch eine traditionelle Religionszelebrationslocation und als solche liegt der Fokus nicht auf dem Ausbau eines luxuriösen Sanitärbereichs.

Ein Loch im Boden tuts ja nun mal auch. Jedoch ist dies nicht der Grund meiner Überraschtheit bzw. der Grund, warum ich (zum wiederholten Male) über die Stoffwechelsendproduktslagerstätte in der Volkrepublik China schreibe.

Das tolle an der hier so aufwendig eingeführten Toilette war...

Nun gut... ich musste also mal und so suchte ich schnellen Schrittes das Stille Örtchen auf, um mir dort Erleichterung zu verschaffen. Endlich erspähte ich die langersehnte Toilettenausschilderung. Jetzt noch schnell das richtige Zeichen identifizieren...
女 - Frau; 男 - Mann

Kein Problem soweit... Doch was erspähte ich als ich das stille Örtchen betrat???

Auch hier denke ich, dass ein Bild oft mehr als tausend Worte sagt... Ich habe hier wieder nur eine Skizze anfertigen können, da ihr sicherlich verstehen könnt, dass das Zücken des Fotoapparates wohl mehr als unangebracht gewesen wäre. Jedoch sitzt mein Ärger darüber immer noch tief, denke ich doch, dass dieses Bild auf einer Stufe mit dem "Grenzsoldat überspringt Berliner Mauer" oder "Student auf dem Platz des himmlischen Friedens" oder "Paris Hilton zeigt mal wieder, dass sie keine Slips trägt" Schnappschuß gestanden hätte... Schade, schade, aber Leben heißt nun mal Leiden.



Jetzt mal ehrlich... seltener war ich innerlich zutiefst beschämt und amüsiert zur gleichen Zeit. Vier Mönche, die in einer Reihe sitzen und... tja ich dachte zuerst "beten"... Das war mehr als zauberhaft.
Schön auch, wie alle gleichzeitig ihren Kopf zu mir drehten und mich verwundert ansahen. Ein einmaliger Moment... Magie lag in der Luft.

Soviel Unglaublichkeit war einfach nicht zu verkraften und es kam mir natürlich nicht mal ansatzweise in den Sinn mich auf den letzten freien Platz stehend zu positionieren und auf Kopfhöhe des Mönches... hmmm... "Lulu zu machen"... stattdessen erstmal rechts am Örtchen vorbei und nach dem Rinnsaal Ausschau gehalten, der immer extra für das kleine Geschäft angelegt wird. Dabei bin ich leider ein Stück zu weit gelaufen und konnte so noch ein Blick "hinter die Kulissen" werfen.

Ein ganzer Keller voll... Tja... "Ah-Ah".

Das schönste dabei: eine Leiter führte hinunter und auch eine Schaufel stand bereit... Der arme Kerl, der dort zum Dienst eingeteilt wird. Eine Aufgabe für jemanden, der Vater und Mutter mit den eigenen Schuhen zu Tode geprügelt hat...

Aber um der Geschichte ein schnelles Ende zu bereiten... ich fand das "kleine" stille Örtchen und verließ die Toilette so schnell es ging (da es mir auch schwer genug fiel mich mit dem Lachen zurückzuhalten)... Jedoch nicht ohne mich noch ein letztes Mal umzudrehen und dieses göttliche Bild eines abschließenden Blickes zu würdigen...

Es gibt Bilder, die brennen sich für die Ewigkeit ins Hirn... Dieses gehört definitiv dazu.

Wutaishan VI - Abstieg und Affenkönig

Wer den Berg hochgeklettert ist, der muss auch irgendwann mal wieder runter. Da war dieser Tag keine Ausnahme. Noch einmal den Ausblick genießen, während sich die Sonne mehr und mehr Richtung Zenit bewegte und dann ganz langsam Stufe für Stufe wieder herab.




Doch was erblickte ich da... Einen dressierten Affen!!! Unter welchen Umständen der Gute wohl seine Tricks erlernt hatte möchte ich lieber nicht wissen, aber eins ist ja wohl mal Fakt... Für ein Foto mit einem Affen ist man nie zu alt und wenn er dazu noch so ein abgefahrenes Kostüm trägt, da heißt es ran an die Buletten und diesen Moment für die Ewigkeit festhalten.





Beim Abstieg kamen uns dann Menschenmassen entgegen und wir waren froh, dass wir anscheinend genau den richtigen Zeitpunkt abgepasst haben, um die Stimmung in der Nähe des Berggipfels angemessen erlebt haben zu können... (komischer Satz...)

Auch am Fuße des Berges hatte sich einiges getan und das verschlafene Örtchen hatte sich zum (fast) typischen Touristenort entwickelt... Schade - aber auch wieder nicht, denn so konnten wir am Nußstand die verrücktesten Nüße käuflich erwerben. Ein leckerer Snack für zwischendurch und oberdrein... hmmm... nussig...



Ein lustiger Ponyritt kam uns auch noch in den Sinn, aber nach einer kurzen Geruchsprobe an den besagten Tierchen überlegte ich es mir schnell wieder anders. Ich hatte null Böcke den ganzen Tag nach Pferd zu müffeln... Man ist halt doch Stadtmensch.



Ein reges Treiben erfüllte die Straßen und alle waren wieder da... Unter anderem auch meine liebsten Freunde: Die Straßenhändler. Die gibt es in verschiedenen Ausführungen, aber je weniger (europäische) Touristen sich an einem Ort befinden, desto hartnäckiger sind sie. Die hungrige Mücke saugt halt mehr Blut. Die Krönung hierbei eine alte, faltendurchfurchte Dame, die mir kurzerhand einfach ihr Handelsgut in die Tasche steckte und nun die Hand aufhielt und erwartete, dass ich ihr einen bis mehrere Geldschein im Austausch dafür übergab. Als das Zurückgeben des besagten Objektes auch nicht fruchtete, beschloß ich es ihr gleich zu tun und ihr das gute Stück ebenfalls einfach in die Tasche zu stecken und mich flinken Fußes ihres Einflußbereiches zu entziehen...

Welch stimmungssenkende Erfahrung. Nur eins konnte mich da aufheitern...



Ich bin ja nun kein Logistik- und Transportfachmann, aber irgendetwas sagte mir, dass das gute Dreirad wohl ein wenig überladen wurde. Die urdeutsche Schadenfreude ließ sich nicht unterdrücken.

Den nächsten Tempelbesuch möchte ich lieber erstmal überspringen, da dieser seine eigene Überschrift erfordert. Stattdessen lieber nochmal Impressionen aus dem Tal und dem übernächsten Tempel, der bei weitem nicht so einen bleibenden Eindruck wie der (vorerst) übersprungene gemacht hat.







Eins jedoch zu dieser Anlage...
Ich sag nur "Auf der Suche nach dem goldenen Kind"...



Nach dem nächsten Beitrag werde ich die Lücke schließen, die ich so eben so hastig gerissen habe und ihr werdet verstehen, dass der architektonisch uninteressanteste Tempel doch der beste und zugleich eines der (bisher) einmaligsten Erlebnisse meines Chinaaufenthalts war. Doch vorher (wie immer) noch eine kleine Fäkalgeschichte!!!